Interior Designer Raoul Sanchez: Einrichten ist ein Prozess, der nie endet

«Einrichten ist ein Prozess, der Zeit braucht. Entscheiden Sie nicht zu schnell, sondern peu à peu. Berücksichtigen Sie dabei auch Ihre Bedürfnisse und Wünsche.» Raoul gibt uns einen exklusiven Einblick in die Welt des Interior Designs und zeigt uns, welche Fragen wichtig sind, welche No-Gos es gibt und welche Fehler vermeidbar sind.

Tipps und Tricks bei der Finanzierung

Welche Möbel sind am wichtigsten?

Möbelstücke, die eine Atmosphäre in den Raum bringen. Beispielsweise ist die Wahl des Sofas nicht zu unterschätzen. Bei der Entscheidung sollten nicht nur Material und Design, sondern auch die Strapazierfähigkeit und der Komfort auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt sein. Ebenso ist der Esstisch das Herzstück eines Zuhauses. Am Tisch versammelt man sich und isst zusammen. Hier lohnt es sich, mehr auszugeben, auch wenn das bedeutet, dass man dafür etwas länger sparen muss.

Im Schlafzimmer können sich qualitativ hochstehende Möbel ebenfalls lohnen. Heutzutage gilt es als Luxus, gut schlafen zu können. Ein hochwertiges Bett mit einer guten Matratze ist eine Ausgabe, bei der anfangs das Gefühl aufkommt, es sei viel zu teuer. Doch wenn man bedenkt, wie viele Stunden man darauf schläft, relativiert sich dies wieder.

Sparen kann man bei anderen Objekten. Raoul zieht hier einen Vergleich mit der Mode. Dort werden Designerbrands gerne mit günstigen Marken gemischt – und trotzdem kommt ein toller Look zustande. Genauso geht das auch beim Einrichten. Ein hochwertiger, massiver Holztisch kann auch mit günstigen Accessoires stilvoll aussehen. Raoul empfiehlt hier emotionale, auffällige und farbige Elemente.

Woran erkennt man qualitativ hochstehende Möbelstücke?

Ein qualitativ hochstehendes Möbelstück zeichnet sich durch ein gutes und zeitloses Design aus. Es besteht aus langlebigen Materialien. Der Wert eines solchen Möbelstücks bleibt über Jahre bestehen, das sieht man beispielsweise bei Designklassikern aus den 60ern oder 70ern, welche heute noch aktuell sind.

Qualität lässt sich ebenso am Material festmachen. Gutes Material spürt man. Wenn man die Haptik eines schönen Wollstoffs kennt, weiss man den Unterschied. Raoul empfiehlt, Möbelstücke nie nur online anzuschauen. Ein Möbel muss man entdecken und spüren, darauf sitzen und die Emotionen fühlen. So erkennt man den Wert von Möbelstücken ganz schnell.

Was tut man bei engem Budget?

Zeit lassen! Es muss nicht gleich alles auf einmal eingerichtet sein. Das Beste ist, langsam vorzugehen und die Einrichtung nach und nach zu gestalten. So macht man auch weniger Fehler. Denn mit der Zeit bemerkt man, was man will und was nicht.
Bei engem Budget rät Raoul, sich auf einzelne Räume zu fokussieren. Idealerweise beginnt man bei den Lebensräumen, in denen man die meiste Zeit verbringt. Zum Beispiel im Wohnbereich. Und dann geht man Schritt für Schritt bzw. Raum für Raum vor. Ein Zuhause entwickelt sich und die Wunschliste hat immer wieder einen neuen Eintrag. Wichtig ist, die Prioritäten richtig zu setzen.

Zu welchem Zeitpunkt im Eigenheimprozess sollte man an die Einrichtung denken?

Je früher, desto besser. Oft kommt die Überlegung hinsichtlich der Einrichtung zu spät. In der Schweiz fokussiert man meistens auf den Kauf der Immobilie und plant auch das Budget so ein. Aber wenn dann die Schlüssel überreicht werden, ist das Haus leer und der Prozess der Einrichtung beginnt gerade erst. Im Ausland ist man hier schon weiter. Es werden oft gesamte Häuser inklusive Einrichtung verkauft oder Verkaufsunterlagen enthalten bereits Gestaltungsvorschläge für die Innenräume. Raoul arbeitet deshalb immer mehr mit Immobilienfirmen zusammen, um dies auch in der Schweiz zu etablieren und die Einrichtung bereits von Anfang an mit einzuplanen.

Ein sicherer Kauf ist …

Kein Trend! Ein sicherer Kauf ist, wenn man ein Möbelstück nicht aktiv sucht, sondern zufällig darauf trifft und ein gutes Bauchgefühl hat. Dies kann übrigens eine Vase oder ein schönes Bild sein, aber auch etwas Grösseres wie ein Tisch oder ein Sofa.
Gleichzeitig kann man auch zeitlose Möbel als sicheren Kauf bezeichnen. Hierbei geht es um Klassiker mit einem starken Design, vorzugsweise in einer neutralen Farbe. So passt es auch in 20 Jahren noch zur restlichen Einrichtung. Solche Möbelstücke können einen ein Leben lang begleiten. Und hier entscheidet nicht der Preis oder ein Sale-Kleber, sondern das Design und die Qualität.
«Ein guter Kauf ist, wenn er nicht vorsätzlich passiert, sondern zufällig entsteht – und dabei angeleitet wird von der richtigen Emotion, einem guten Bauchgefühl.» (Interior Designer Raoul Sanchez)

Was tun, wenn man sich als Paar nicht einig ist?

«Einen Interior Designer miteinbeziehen», empfiehlt Raoul. «Wir haben die Möglichkeit, uns vorzustellen, wie der fertige Raum aussehen wird. So können wir eine solide Lösung geben. Es ist einfach wichtig, dass die Kundinnen und Kunden uns vertrauen.»

Fehler beim Einrichten

Falsche Proportionen! Für Proportionen muss man ein Auge haben. Auch die Falschplatzierung von Möbeln gehört hier dazu. Gerade wenn nur ein Plan vorliegt, ist das Raumgefühl oft nicht erkennbar. Es ist wichtig, sich zu überlegen, wie die Wände gebaut sind, wie ein Raum schliesst oder ein Fenster öffnet. All diese Dinge sollten beim Einrichten eine Rolle spielen. Generell ermutigt Raoul aber dazu, Fehler zuzulassen: «Durch Fehler merken Sie, was es wirklich braucht, und entscheiden das nächste Mal richtig.»

Selbstbestimmung

Die Bedeutung der Einrichtung für die Selbstbestimmung

Eine Einrichtung verrät viel über die Persönlichkeit eines Menschen. Für Raoul ist die Einrichtung ein Spiegelbild, welches nicht nur den individuellen Stil einer Person zeigt, sondern auch deren Bedürfnisse, deren Träume und deren Streben nach Selbstbestimmung.

Wie bringt man mehr Selbstbestimmung in sein Zuhause?

Um in den eigenen vier Wänden mehr Selbstbestimmung zu verankern, braucht es keine umfassenden Veränderungen. Es genügt, sich einen kleinen Bereich auszusuchen und zu gestalten. Dies kann ein kleiner Raum sein oder eine Zone bzw. eine Ecke innerhalb eines Raumes. Fragen Sie sich, welcher Raum Ihnen am meisten zurückgibt oder wo Sie sich am liebsten aufhalten. Darin sollten Sie investieren und Ihre ganz persönliche Zone einrichten und dabei auf Komfort achten. Oft wird unterschätzt, wie viel Energie ein solcher Ort einem Zuhause verleihen kann.

Interior Design ist emotionaler, als man denkt

Beim Einrichten geht es nicht darum, ein bestimmtes Möbelstück zu kaufen, es geht darum, Emotionen zu wecken und diese zu vermitteln. Das Wichtigste ist, dass man sich in seinen eigenen vier Wänden wohlfühlt und sich gerne dort aufhält. Einrichten ist ein emotionaler Prozess, der reift und nie zu Ende geht. Entweder ist man mit allen Räumen irgendwann durch und fängt wieder von vorne an. Oder – die viel realistischere Variante – die eigenen Emotionen und Bedürfnisse ändern sich und verlangen neue Möbelstücke oder Räume. Ein Interieur begleitet uns durch unser ganzes Leben und entwickelt sich mit uns weiter.