Eine neue Swiss Life-Studie zeigt, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung in der Schweiz über das Referenzalter hinaus arbeitet. Fast die Hälfte der 50- bis 63-/64-Jährigen wäre bereit, im Rentenalter weiterzuarbeiten, wenn Gesundheit, Arbeitsbedingungen und finanzielle Aspekte stimmten.
- In den letzten Jahren stagnierte die Erwerbstätigenquote im frühen Rentenalter in der Schweiz, während sie in verschiedenen OECD-Ländergruppen anstieg.
- 30% der 66-jährigen Männer und 21% der 65-jährigen Frauen waren in der Schweiz zwischen 2018 und 2022 erwerbstätig. Die Erwerbsbeteiligung ab 65 ist in der Deutschschweiz höher als in der Westschweiz oder im Tessin.
- Die meisten der rund 200 000 Erwerbstätigen ab 65 arbeiten Teilzeit, etwa die Hälfte ist selbstständig erwerbend. In Kleinstbetrieben wird mehr als doppelt so oft über das Referenzalter hinaus weitergearbeitet als in Grossunternehmen.
- 65- bis 70-Jährige sind deutlich öfter erwerbstätig, wenn es die Partnerin oder der Partner auch ist.
- Selbst wenn unbezahlte Tätigkeiten wie (Gross-)Kinderbetreuung und Hausarbeit miteinbezogen werden, sinken die wöchentlichen Arbeitsstunden im frühen Rentenalter um etwa 20 bis 30%.
- Wenn ältere Erwerbstätige frei wählen könnten, würde sich nur etwa ein Fünftel nach 65 pensionieren lassen. 45% könnten es sich aber unter gewissen Bedingungen vorstellen, im Rentenalter weiterzuarbeiten.
- Eine gute Gesundheit, ein gutes Arbeitsklima und die Wertschätzung der Arbeitgebenden sind – neben finanziellen Aspekten – die am häufigsten genannten Voraussetzungen dafür, nach 65 berufstätig zu bleiben.
Noch nie war die Lebenserwartung in der Schweiz so hoch wie 2023. Und sie wird voraussichtlich weiter steigen: Gemäss den neusten Projektionen des Bundesamts für Statistik (BFS) könnte sich die durchschnittliche Lebensdauer der 65-Jährigen bis 2050 um weitere drei Jahre verlängern. Zwar hat die Bevölkerung im März eine Erhöhung des Referenzalters und dessen Koppelung an die Lebenserwartung deutlich abgelehnt. Mittelfristig ist das Thema damit aber nicht vom Tisch: Bis 2026 soll der Bundesrat aufzeigen, wie die Finanzierung der Altersvorsorge nachhaltig gesichert werden kann. «Angesichts der demografischen Alterung bleibt das Thema Erwerbstätigkeit ab 65 – auch losgelöst von der politischen Frage zum Referenzalter – relevant. Daher haben wir in unserer neuen Studie verschiedene Aspekte rund um das Arbeiten im Rentenalter untersucht», sagt Andreas Christen, Leiter Research Vorsorge bei Swiss Life Schweiz.
Rund ein Viertel der Bevölkerung arbeitet über das Referenzalter hinaus
In der Schweiz arbeiteten in den letzten Jahren zwischen 180 000 bis 200 000 Personen ab 65 mindestens eine Stunde pro Woche gegen Bezahlung. 2018 bis 2022 betrug die Erwerbstätigenquote der 66-jährigen Männer durchschnittlich 30% und diejenige der 65-jährigen Frauen 21%, wobei es innerhalb der Bevölkerung Unterschiede gibt: Je höher z. B. der Bildungsgrad, desto höher ist die Erwerbsbeteiligung. Bei den 65- bis 70-Jährigen aus der Deutschschweiz ist sie höher (23%) als bei Gleichaltrigen aus der Romandie und der italienischen Schweiz (16% bzw. 17%). In Paarhaushalten sind sowohl Männer (41% vs. 21%) als auch Frauen (37% vs. 13%) ab 65 deutlich häufiger erwerbstätig, wenn auch der Partner beziehungsweise die Partnerin arbeitet, als wenn dies nicht der Fall ist.
Erwerbstätigenquote ab 65 steigt in der OECD, nicht aber in der Schweiz
Für die Altersgruppe von 55 bis 64 Jahren weist die Schweiz im internationalen Vergleich eine hohe Erwerbstätigenquote auf. Diese ist in den letzten Jahren unter anderem aufgrund einer höheren Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen weiter angestiegen. Ein anderes Bild zeigt sich bezüglich der Erwerbstätigenquote im Alter von 65 bis 69 Jahren: Diese erhöhte sich in der Schweiz bis 2016 auf 23%, stagniert seitdem allerdings. Im Gegensatz dazu nahm sie in den von Swiss Life untersuchten OECD-Ländergruppen, so auch in unseren Nachbarländern, weiter zu. Damit ist die Erwerbsbeteiligung ab 65 Jahren hierzulande aktuell zwar weiterhin höher als bei unseren Nachbarn, im allgemeinen OECD-Vergleich liegt sie allerdings nur im Mittelfeld.
Im Rentenalter arbeiten vor allem Selbstständige und Mitarbeitende in Kleinstbetrieben
Die meisten Erwerbstätigen im Rentenalter arbeiten hierzulande Teilzeit: Der durchschnittliche Beschäftigungsgrad liegt bei 46%. Rund die Hälfte ist selbstständig erwerbend oder arbeitet in einem Familienbetrieb. Zum Vergleich: Bei den 55- bis 59-Jährigen beträgt diese Quote nur 20%. «Unsere repräsentative Bevölkerungsbefragung bei insgesamt 2000 Personen im Alter 50 bis 70 zeigt zudem, dass in Kleinstbetrieben doppelt so häufig über das Referenzalter hinaus gearbeitet wird als in Grossunternehmen», sagt Nadia Myohl, Researcher Vorsorge bei Swiss Life Schweiz. 71% der von Swiss Life befragten 50- bis 70-Jährigen glauben, dass man im Rentenalter deswegen weiterarbeite, weil es finanziell notwendig sei. Effektiv geben aber nur etwa ein Drittel der im Rentenalter erwerbstätigen Befragten dies als Grund an. 70% sind nach eigenen Angaben erwerbstätig, weil ihnen die Arbeit Freude macht.
Zusätzliche unbezahlte Arbeit kompensiert den Rückgang bei der bezahlten Arbeit nicht
Im Gegensatz zur bezahlten Arbeit ist die durchschnittlich geleistete Stundenzahl an unbezahlten Tätigkeiten wie Haus- oder ehrenamtlicher Arbeit im frühen Rentenalter leicht höher als zuvor – unter anderem aufgrund der Betreuung von (Gross-)Kindern. Betrachtet man unbezahlte und bezahlte Arbeit zusammen, liegt die Zahl der durchschnittlichen pro Woche geleisteten Stunden bei 65- bis 69-jährigen Frauen jedoch immer noch rund 20% unter derjenigen der 60- bis 64-jährigen. Bei den Männern beträgt die Differenz rund 30%.
Knapp die Hälfte kann es sich unter gewissen Bedingungen vorstellen, länger zu arbeiten
Gut ein Drittel der von Swiss Life befragten 50- bis 60-Jährigen geht davon aus, mit 66 Jahren noch erwerbstätig zu sein. Wenn sie jedoch frei wählen könnten, würden 55% die Erwerbstätigkeit bereits vor dem 65. Altersjahr vollständig aufgeben. Lediglich 21% würden einen Pensionierungszeitpunkt nach 65 anstreben. Die Swiss Life-Umfrage zeigt aber auch, dass es sich 45% der 50- bis 63-/64-jährigen Erwerbstätigen unter gewissen Bedingungen (zumindest eher) vorstellen können, über das Referenzalter hinaus zu arbeiten. Am ehesten würden sie dies beim bisherigen Arbeitgeber bzw. im gleichen Job tun, allerdings mehrheitlich nicht im selben Pensum. Nur 20% könnten es sich gut vorstellen, im Rentenalter einen völlig neuen Beruf auszuüben – selbst wenn es der Traumberuf wäre.
Gute Gesundheit, Wertschätzung und höhere Renten sind Voraussetzungen für Weiterarbeit
Je positiver ältere Erwerbstätige ihre aktuelle Arbeits- und Gesundheitssituation einschätzen, desto eher sind sie bereit, im Rentenalter weiterzuarbeiten. Zudem gibt es Unterschiede zwischen Berufsgruppen: Während etwas mehr als die Hälfte der befragten Kader bzw. Fachspezialisten im Büro eine Bereitschaft zur Erwerbstätigkeit im Rentenalter signalisieren, tun dies nur etwa ein Drittel der «Blue Collar Workers». 59% der Erwerbstätigen in einem Betrieb mit bis zu neun Mitarbeitenden können sich eine Spätpensionierung vorstellen, aber nur 36% derjenigen, die in Grossunternehmen arbeiten. Auf die Frage nach den Voraussetzungen für eine Weiterarbeit im Rentenalter nennen zwei Drittel der älteren Erwerbstätigen eine «gute Gesundheit» und etwa die Hälfte entweder ein gutes Arbeitsklima oder Wertschätzung seitens des Arbeitgebers. Finanzielle Aspekte wie eine «höhere Rente» (38%) oder solche mit Bezug zu Arbeitsbedingungen wie der «Möglichkeit zur Reduktion des Arbeitspensums» (35%) werden ebenfalls häufig als Voraussetzung für eine Weiterarbeit genannt.
Laden Sie hier die vollständige Studie «Lang lebe die Arbeit? Zahlen, Fakten und Wünsche rund um die Erwerbstätigkeit im Rentenalter» als PDF herunter.
Sämtliche Dokumente und weitere Informationen finden Sie hier.
Zur Methodik
Die Studie stützt sich erstens auf Daten der OECD und des Bundesamts für Statistik (insbesondere die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung). Zweitens basieren die Analysen auf einer im Januar und im Februar 2024 durch das Marktforschungsinstitut ValueQuest im Auftrag von Swiss Life schweizweit durchgeführten, für die sprachassimilierte Bevölkerung repräsentativen Umfrage. An der online durchgeführten Befragung nahmen 2023 50- bis 70-jährige Personen teil. Die Fehlermarge liegt für die Gesamtstichprobe ausgehend von einer Standardabweichung von 0,5 und einem 95%-Konfidenzniveau bei 2,2%. Die auf diesen Umfragedaten basierenden in der Studie verwendeten Berechnungen wurden von den Autorinnen und Autoren von Swiss Life durchgeführt. Die Fragebögen wurden weitgehend von Swiss Life entwickelt und durch ValueQuest ergänzt.
Die vorliegende Studie nimmt in erster Linie die Perspektive der Erwerbsbevölkerung ein. Die Rolle der Arbeitgebenden wird in einer kommenden Publikation beleuchtet.
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Die Swiss Life-Gruppe ist ein führender europäischer Anbieter von umfassenden Vorsorge- und Finanzlösungen. In den Kernmärkten Schweiz, Frankreich und Deutschland bietet Swiss Life über eigene Agenten sowie Vertriebspartner wie Makler und Banken ihren Privat- und Firmenkunden eine umfassende und individuelle Beratung sowie eine breite Auswahl an eigenen und Partnerprodukten an.
Die Beraterinnen und Berater von Swiss Life Select, Tecis, Horbach, Proventus und Chase de Vere wählen anhand des Best-Select-Ansatzes die für ihre Kunden passenden Produkte am Markt aus. Swiss Life Asset Managers öffnet institutionellen und privaten Anlegern den Zugang zu Anlage- und Vermögensverwaltungslösungen. Swiss Life unterstützt multinationale Unternehmen mit Personalvorsorgelösungen und vermögende Privatkunden mit strukturierten Vorsorgeprodukten.
Die Swiss Life Holding AG mit Sitz in Zürich geht auf die 1857 gegründete Schweizerische Rentenanstalt zurück. Die Aktie der Swiss Life Holding AG ist an der SIX Swiss Exchange kotiert (SLHN). Zur Swiss Life-Gruppe gehören auch verschiedene Tochtergesellschaften. Die Gruppe beschäftigt rund 10 000 Mitarbeitende und verfügt über ein Vertriebsnetz mit rund 17 000 Beraterinnen und Beratern.
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