Mit 17 zog er aus, die Eishockey-Weltspitze zu erobern, mit 32 Jahren ist er zurück in der Schweiz. Der Berner Yannick Weber über Heimatgefühle, das harte Business mit dem Puck und das grosse Privileg, selbstbestimmt zu leben.

Sie haben als Eishockeyprofi lange in den USA und Kanada gelebt, seit diesem Sommer spielen Sie erstmals seit 15 Jahren wieder für ein Schweizer Team – die ZSC Lions. Wo sehen Sie Ihre Heimat?
In den letzten 15 Jahren habe ich jeweils nur die Sommer in der Schweiz verbracht – mein Zuhause war in Nordamerika, zuletzt in Nashville in den USA. Auch meine Frau ist Amerikanerin. Ich bin in der Schweiz geboren und aufgewachsen, meine Familie und viele Freunde sind hier. Aber wenn man mit 17 Jahren von Zuhause weggeht und erst mit 32 zurückkommt, dann prägt einen das natürlich; das ist eine bedeutende Zeitspanne und eine Lebensphase, in der man sich entwickelt und findet. Umso länger ich jetzt hier in der Schweiz bin, umso wohler fühle ich mich und umso mehr Freude habe ich an meinem neuen Abenteuer. Aktuell würde ich aber sagen, dass ich meine Zukunft eher in Nordamerika sehe – das kann sich aber auch wieder ändern.

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Durch einen langen Auslandsaufenthalt gewinnt man oft einen anderen Blick auf das Heimatland. Was ist typisch schweizerisch für Sie?
(Lacht) Was richtig schweizerisch ist, werde ich in den nächsten Monaten und Jahren wohl wieder neu herausfinden müssen, diesmal als Erwachsener. Seit meiner Jugend war ich ja sozusagen nur als Feriengast hier und habe allein die schönen Dinge gesehen. Die Natur, unsere Seen und die Berge, die vergleichsweise kurzen Wege, der gut funktionierende öffentliche Nahverkehr – all das sind Sachen, die ich in Nordamerika vermisst habe.

Auf jeden Fall deutlich kleiner sind die Dimensionen der hiesigen Schweizer Stadien. Inwiefern beeinflusst das die Match-Stimmung?
Wenn du als Sportler voll in ein Spiel involviert bist, realisierst du gar nicht, ob im Stadion 5000 oder 20 000 Fans sind. Ein grosser Unterschied zwischen Nordamerika und Europa ist aber, wie die Fans mitfiebern. Die Schweiz ist bekannt für die besondere Atmosphäre in den Stadien, hier gibt’s Fangruppen, die im Stadion 60 Minuten lang richtig Stimmung machen. In Amerika schauen die Fans einem Match eher ruhig zu, Fangesänge gibt es da nicht.

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Die NHL gilt als die härteste Liga der Welt. Sie haben über zehn Jahre in dieser Top-Liga mitgespielt – mit allen Höhen und Tiefen. Was bleibt?
Da ist schon ein bisschen Stolz mit dabei, dass ich dies als Schweizer geschafft habe. Ich habe meine Ziele schon als kleiner Bub wirklich hoch gesteckt und es mir erlaubt, gross zu träumen. In meiner Generation gab es kaum Schweizer, die es in die NHL geschafft oder es überhaupt nur probiert haben. Ich musste mich immer wieder durchkämpfen und beweisen. Jetzt im Rückblick kann ich sagen: Die harte Arbeit hat sich gelohnt. Es ist die beste Liga der Welt, es ist die härteste Liga der Welt. Aber als Sportler will ich gewinnen, das ist das oberste Ziel.

Was braucht ein junger Spieler neben Fitness und spielerischem Können noch, um in diesem hoch kompetitiven Umfeld zu bestehen?
Ein gutes und gesundes Selbstbewusstsein. Das ist etwas, das Nordamerikaner meistens mitbringen, woran ich aber hart und lange arbeiten musste. In der NHL geht es nur um den Erfolg – ums Gewinnen. Es gibt tausende Spieler, die dasselbe wollen wie du. Und sobald du auch nur einen Moment an dir zweifelst, ist der nächste da und übernimmt deinen Platz. Man muss immer an sich glauben. Und dann braucht es ein bisschen gutes Timing und Glück – man kann nicht alles selbst beeinflussen.

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Yannick Weber, geboren am 23. September 1988 in Morges, wollte schon als Bub ganz hoch hinaus in der Eishockey-Welt. Der Berner schaffte es in die NHL, spielte für Montreal, Vancouver, Nashville und Pittsburgh. Während seines 15-jährigen Aufenthalts in Nordamerika fand er auch die grosse Liebe. Weber ist seit Sommer 2021 mit seiner langjährigen Partnerin Kayla Price, der Schwester des in den USA und Kanada bekannten Goalies Carey Price, verheiratet. Nun hat Weber einen Dreijahresvertrag mit den ZSC Lions abgeschlossen.

Was denken Sie, wie selbstbestimmt können wir unsere Lebenswege gestalten?
Ich denke, es ist ein riesengrosses Privileg, selbstbestimmt leben zu dürfen und zu können. Nicht jede oder jeder kann frei wählen und das machen, was sie oder er am liebsten möchte. Manchmal müssen wir aber vielleicht auch hinterfragen, wie selbstbestimmt wir wirklich sind im Leben. Gerade die sozialen Medien beeinflussen unseren Alltag heute sehr stark. Für Sportler wie mich ist es auf jeden Fall schon mal ein riesiger Erfolg, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann. Ansonsten fokussiere ich mich auf das, was ich beeinflussen kann. Alles andere muss ich akzeptieren.

Warum gerade jetzt der Entscheid, in die Schweiz zurückzukehren?
Diese Entscheidung hat sich bereits in den letzten Jahren abgezeichnet. Ich bin eigentlich noch jung, aber im Sport gehöre ich zu den Älteren. Ich weiss, dass meine Karriere nicht mehr zehn Jahre gehen wird. Ich musste also hinterfragen, was ich noch erreichen will als Hockeyspieler. Ich will mehr Verantwortung übernehmen, ich will viel spielen. Und ich wusste, dass das in Nordamerika schwierig werden würde.

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Warum die ZSC Lions?
Nur weil ich aus Bern bin, heisst es nicht, dass ich automatisch nach Bern gehen muss (lacht). Ich denke, ich bin lang genug weg gewesen, um sozusagen ein weisses Blatt zu nehmen und mir zu überlegen: Wo kann ich als Spieler und als Mensch die Jahre, die ich noch habe, am meisten geniessen? Wo kann ich mich weiterentwickeln und der Mannschaft helfen, Meister zu werden? In Zürich passt da ganz viel, menschlich und sportlich. Auch dass die neue Swiss Life Arena gebaut wird, war ein wichtiger Faktor.

Was machen Sie, wenn Sie ausnahmsweise mal nicht trainieren?
Allzu viel Freizeit habe ich nicht, aber ein grosses Hobby sind auf jeden Fall unsere zwei Hunde, June und Willow. Mit denen sind meine Frau und ich gern draussen in der Natur unterwegs. Als Spieler darf man ein paar schöne andere Sachen leider nicht machen, weil sie unfalltechnisch gefährlich werden könnten. Mit dem Skifahren warten wir also noch ein paar Jahre.

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Sport und Kultur sind zentrale Bestandteile eines selbstbestimmten Lebens und leisten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Als Generalsponsorin der ZSC Lions unterstützt Swiss Life sowohl erfahrene als auch junge Talente auf dem Eis und ist stolz darauf, Namensgeberin der Swiss Life Arena zu sein.

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