Viele denken beim Energie sparen im Eigenheim zuerst an Solarpanels auf dem Dach. Wer jedoch eine Solaranlage installiert, spart nicht per se Strom. Aber wie wird ein Haushalt wirklich energieeffizienter?
Selina Davatz ist Leiterin der Energieberatung bei Elektroplan und berät Privatpersonen und Unternehmen beim Energie sparen und bei der Umstellung auf erneuerbare Energien. Im Interview verrät sie, wie Sie die Energieeffizienz beim Hausbau oder beim Umbau Ihres Eigenheims verbessern.
Was beeinflusst die Energieeffizienz bei einem Neu-/Umbau am stärksten?
Energieeffizienz bedeutet, mit weniger Energie dasselbe zu erreichen. Einerseits spielt die Gebäudehülle eine grosse Rolle, da sie in Bezug auf Heizung und Kühlung den grössten Anteil ausmacht. Andererseits der Einbau von energieeffizienten, elektronischen Geräten. Etwa einen alten Kühlschrank mit einem neuen Gerät zu ersetzen. Die Kühlleistung ist dieselbe, jedoch ist der Stromverbrauch tiefer.
Welche Elektrogeräte gehen gerne vergessen, beeinflussen den Energieverbrauch jedoch stark?
Vielerorts stehen im Keller oder in einer Abstellkammer noch alte Gefrier- oder Kühlschränke. Sind sie älter als zwölf Jahre, empfehle ich dringend, sie zu ersetzen. Oder sich grundsätzlich zu überlegen, ob sie überhaupt noch nötig sind.
Wie findet man energieeffiziente Elektrogeräte?
Die neutrale Plattform topten.ch bietet unabhängige Empfehlungen für zahlreiche Produkte und Dienstleistungen mit hoher Energieeffizienz. Am besten wählt man eines der drei Topgeräte.
Was geht beim Neu-/Umbau oft vergessen?
Viele vergessen, genügend Messgeräte zu installieren. Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer sollten wissen, wie viel Energie sie wann und wo verbrauchen. Dank dieser Daten werden Probleme im Betrieb sichtbar und der Energieverbrauch kann kontinuierlich gesenkt werden – insbesondere die Heizung lässt sich so überwachen.
Findet man das Energiesparpotenzial auch ohne Messgeräte heraus?
Wenn man keine eigenen Messgeräte hat, gibt es mobile Messgeräte von Energieberatungen. Diese Messgeräte stehen rund einen Monat im Haus und nehmen Energiedaten auf. Die Zahlen sagen viel mehr aus als eine einfache Stromabrechnung. Danach kann man entsprechende Massnahmen ergreifen.
Wie können Laien sicherstellen, dass die Bauunternehmen die Energieeffizienz berücksichtigen?
Bauherrinnen und Bauherren sollten das Thema unbedingt bei den Unternehmen ansprechen und betonen, wie wichtig es ihnen ist. Zudem lohnen sich Fragen wie beispielsweise, ob die Gebäudehülle mit einer Wärmebildkamera überprüft wird. Ergänzend kann eine Energieberaterin oder ein Energieberater punktuell oder während des ganzen Baus zur Seite stehen.
Gibt es Dinge, die bereits bei der Planung eines Eigenheims wichtig sind?
Klar ist: Je weniger Wohnfläche, umso weniger Energie ist nötig. Aber auch weniger Winkel – sogenannte Wärmebrücken – im Gebäude reduzieren den Energieverlust. Zudem lohnt es sich, bei der Elektroplanung für gewisse Bereiche eine Art «Nachtknopf» anzudenken. Mit einmal drücken werden die angeschlossenen Geräte abends stromlos und der Stand-by-Modus wird über Nacht ausgeschaltet.
Lohnt es sich finanziell, energieeffizient zu bauen?
Der Bau an sich ist teurer, da mehr und hochwertiges Material benötigt wird. Die einmalige Investition lohnt sich jedoch, da die Energieeffizienz einerseits den Wert des Objekts steigert und sich andererseits nach rund zehn bis 15 Jahren amortisiert. Energieeffizient zu bauen, lohnt sich übrigens nicht nur aus finanzieller und nachhaltiger Sicht, sondern erhöht auch den Wohnkomfort. Das Raumklima wird deutlich besser.
Wie erhält man Fördergelder und Subventionen?
Die Plattform energiefranken.ch liefert schnell einen Überblick über die unterschiedlichen Förderprogramme von Bund, Kantonen und Gemeinden am jeweiligen Wohnort.
Kann man auch mit kleinem Budget etwas tun?
Das Billigste ist natürlich, sein eigenes Verhalten zu ändern und die Empfehlungen des Bundes umzusetzen, wie Geräte ausschalten, Lichter löschen, kurzes Stosslüften etc. Zudem gibt es für vieles Fördergelder, sogar für den Ersatz einer Stehlampe.
Beeinflusst ein energieeffizientes Eigenheim die Selbstbestimmung?
Absolut! Wer weniger Energie braucht, ist grundsätzlich unabhängiger. Trotzdem bleibt ein Haushalt natürlich von einem Energieversorger abhängig. Ausser, man produziert mit einer eigenen Solaranlage Energie und nutzt einen Batteriespeicher. Dann gibt es die Möglichkeit, sich vom Netz unabhängig zu machen.
Wie kann jemand Solarenergie nutzen, wenn aufgrund von Denkmalschutz oder ästhetischen Vorlieben die klassischen Solarpanels keine Option sind?
Mittlerweile gibt es PV-Anlagen in allen möglichen Farben und Formen. Sie lassen sich problemlos und visuell kaum wahrnehmbar in Dächer und sogar Fassaden integrieren. Es gibt ausreichend Optionen für alle Vorlieben und Vorgaben.
Was können Lesende jetzt sofort tun, um die Energieeffizienz zu verbessern?
Alle Glühbirnen und Sparlampen mit LED-Lampen ersetzen und einen Nachtrundgang durchs Haus machen. Was nachts leuchtet, aber nichts nützt, schliesst man am besten an eine Steckleiste an. Diese kann man abends aus- und morgens einschalten und dadurch Strom einsparen.
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Martina Gantenbein ist erfahrene Finanzspezialistin und beantwortet weitere Fragen rund um das Thema Eigenheim: vom Sparen über das Finanzieren und die Tragbarkeit bis hin zur Hypothek.
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Selina Davatz
Als Leiterin der Energieberatung bei der Elektroplan Buchs & Grossen AG in Frutigen BE unterstützt sie Privatpersonen und Unternehmen bei der Umstellung auf erneuerbare Energien. Seit Jahren setzt sie sich mit Leidenschaft dafür ein, Energie zu sparen, ohne auf Komfort verzichten zu müssen.
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