Die neuste Swiss Life-Studie zeigt: Bei einer Mehrheit der Schweizer Arbeitgeber ist eine Weiterbeschäftigung auch im Rentenalter möglich, gefördert wird sie von den Unternehmen aber selten. Zudem sind die Arbeitgeber überwiegend der Meinung, dass bei Arbeitnehmenden die Bereitschaft, im Rentenalter weiterzuarbeiten, eher tief ist.

55- bis 64-Jährige sind in der Schweiz gemessen an der Erwerbstätigenquote im internationalen Vergleich gut in den Arbeitsmarkt integriert. Verliert man in diesem Alter allerdings seine Stelle, gestaltet es sich oft schwierig, beruflich wieder Fuss zu fassen. Ausserdem ist die Erwerbsbeteiligung der über 65-Jährigen hierzulande im internationalen Vergleich nur durchschnittlich und stagnierte in den letzten Jahren.

Illustration einer Hand, die einen Schlüsselbund mit verschiedenen Symbolen hält
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Illustration älterer Bewerbender, ein Daumen hoch (links) und einer runter (rechts) evaluieren ihn.
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Illustration einer Person, die sich Dossiers von Mitarbeitenden unterschiedlichen Alters anschaut
Illustration einer Person, die sich Dossiers von Mitarbeitenden unterschiedlichen Alters anschaut

Die wichtigsten Studienergebnisse im Überblick

  • Die Erwerbsbeteiligung der 55- bis 64-jährigen Bevölkerung in der Schweiz ist im internationalen Vergleich hoch und in den letzten Jahren weiter angestiegen. Ab 65 Jahren ist sie aber nur durchschnittlich und stagniert.
  • Die meisten befragten Unternehmen sagen zwar, dass eine Weiterbeschäftigung von Mitarbeitenden im Rentenalter möglich ist. Allerdings fördern dies nur 14% aktiv.
  • Knapp jeder zweite Arbeitgeber beurteilt ein Pensionierungsalter unter 65 für Männer als ideal. Nur etwa jeder siebte ist der Ansicht, dass es darüber liegen sollte.
  • Gut drei Viertel der Arbeitgeber können es sich vorstellen, Personen ab 55 neu einzustellen. Tatsächlich machen die über 55-Jährigen aber nur 8% aller Neueinstellungen aus, obwohl sie 23% aller Erwerbstätigen stellen.
  • 70% der Arbeitgeber schätzen die Bereitschaft der Arbeitnehmenden, über das Referenzalter hinaus zu arbeiten, als gering ein.
  • Rund die Hälfte der Unternehmen empfindet es als schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden.
  • 22% der Unternehmen nennen die Einstellung älterer Mitarbeitender explizit als Massnahme zur Deckung des Fachkräftebedarfs. Nur 13% fördern zu diesem Zweck das Arbeiten über das Rentenalter hinaus.
  • Rund ein Fünftel des ungenutzten Arbeitskräftepotenzials liegt aktuell in der Altersgruppe der 55- bis 70-Jährigen.
     
Bild Frau Nadia Myohl
Viele Arbeitgeber sind skeptisch, ob ältere Erwerbstätige in der Lage oder willens sind, im Rentenalter weiterzuarbeiten.

Weiterarbeiten im Rentenalter ist möglich, wird aber nur selten gefördert

Die wenigsten Unternehmen fördern Frühpensionierungen oder erachten solche explizit als wünschenswert. Die meisten befragten Arbeitgeber sagen zwar, dass eine Weiterbeschäftigung von Mitarbeitenden im Rentenalter möglich ist. Allerdings gibt etwa die Hälfte passive Antworten, beispielsweise dass es zwar «möglich» sei, aber nicht gefördert werde. Nur 14% fördern aktiv die Erwerbstätigkeit im Rentenalter. Bei weiteren 16% wird sie zwar nicht gefördert, ist jedoch ausdrücklich erwünscht. Auf die Frage, welches Pensionierungsalter für Männer aus Sicht des Unternehmens ideal sei, geben 46% ein Alter unter 65 an. Lediglich 15% beurteilen ein Pensionierungsalter von 66 oder höher als ideal. Für Frauen finden sogar 58% der Arbeitgeber, dass das ideale Pensionierungsalter unter 65 liegt.

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40% der Arbeitgeber sagen, dass sie persönlich grundsätzlich bereit wären, Personen ab 55 neu einzustellen, weitere 38% können sich dies «eher» vorstellen. Die Bereitschaft zur Neueinstellung von Personen ab 65 ist hingegen deutlich tiefer: Dies bejahen nur 16% der Arbeitgeber klar und 28% eher. Trotz der mehrheitlich geäusserten Bereitschaft, Personen ab 55 einzustellen, machen diese faktisch nur 8% aller Neueinstellungen aus – obwohl diese Altersgruppe 23% aller Erwerbstätigen ausmacht. Allerdings dürfte dieser tiefe Wert auch auf eine geringe Wechselbereitschaft der älteren Mitarbeitenden und nicht nur auf die Arbeitgeber zurückzuführen sein. Die befragten Arbeitgeber sind tendenziell der Auffassung, dass Bewerbende ab 55 Jahren mehr Erfahrung, Fachkompetenz und Zuverlässigkeit bieten als Bewerbende im Alter von 25 bis 40. Ältere Bewerbende werden jedoch auch als teurer, weniger IT-affin und weniger flexibel eingeschätzt.

Bild Mann Andreas Christen
Es ist gut denkbar, dass künftig ein sich demografisch bedingt verschärfender Fachkräftemangel mehr Dynamik in den Arbeitsmarkt 55+ bzw. vor allem 65+ bringt und entsprechendes Arbeitskräftepotenzial aktiver abgeschöpft wird.

Viele Arbeitgeber glauben, dass Mitarbeitende nach 65 eher nicht weiterarbeiten wollen

So stimmen nur 29% der Aussage klar zu, dass die meisten Arbeitskräfte gut in der Lage wären, bis 66 oder 67 zu arbeiten – allerdings lehnen sie auch nur 23% klar ab. 70% glauben, dass die Bereitschaft der Arbeitnehmenden, über das Referenzalter hinaus zu arbeiten, niedrig sei. Insgesamt denken nur 19% der Arbeitgeber, dass sowohl die Bereitschaft als auch die Fähigkeit der Mitarbeitenden zur Weiterarbeit nach 65 hoch sind. Je stärker die befragten Arbeitgeber der Auffassung sind, dass Mitarbeitende in der Lage sind, nach 65 noch zu arbeiten, desto eher fördern sie dies und desto eher signalisieren sie auch die Bereitschaft, ältere Arbeitskräfte neu einzustellen.

Diagramm Sieben von zehn Arbeitgebern denken, dass Mitarbeitende nicht weiterarbeiten wollen
Diagramm Sieben von zehn Arbeitgebern denken, dass Mitarbeitende nicht weiterarbeiten wollen
Diagramm Wer nicht glaubt, dass Erwerbstätige nach 65 arbeiten können und wollen, ist auch nicht bereit dazu, sie neu einzustellen
Diagramm Wer nicht glaubt, dass Erwerbstätige nach 65 arbeiten können und wollen, ist auch nicht bereit dazu, sie neu einzustellen

Trotz Fachkräftemangel wird Arbeit ab 65 selten gefördert

Rund die Hälfte der befragten Arbeitgeber empfindet es als schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Tatsächlich fördern Arbeitgeber, die über Rekrutierungsschwierigkeiten klagen, Frühpensionierungen etwas seltener. Dieselben Unternehmen fördern jedoch das Weiterarbeiten über das Rentenalter hinaus nicht häufiger als diejenigen, die nicht oder nur moderat Mühe haben, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Auf die Frage, welche Strategien zur Deckung des Fachkräftebedarfs verfolgt werden, nennen 22% der befragten Arbeitgeber die «Einstellung von älteren Mitarbeitenden 55+» explizit als Massnahme. Interessanterweise fördern aber nur 13% zu diesem Zweck das Arbeiten über das Rentenalter hinaus. Die Analysen von Swiss Life zeigen, dass hier beträchtliches Potenzial vorhanden wäre: Bereits heute entfällt ein gutes Fünftel des schweizweit brachliegenden Arbeitskräftepotenzials auf Personen zwischen 55 und 70.

Illustration einer Hand, die ein Spielkarten-Deck hält
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