Das Zürcher Brillen-Start-up VIU ging seit der Lancierung ab wie eine Rakete. Dann kam Corona. Über Nacht mussten 53 von 56 Filialen europaweit schliessen. Firmen-Mitgründer Peter Kaeser (36) über den Lockdown und den neuen Alltag seit der Wiedereröffnung in der Schweiz.

VIU hat in den letzten Jahren den Schweizer Brillenmarkt revolutioniert: Die beiden Betriebswirtschafter und Brillenträger Peter Kaeser und Kilian Wagner hatten 2013 das nach ihrem Empfinden spröde Ambiente beim Optiker ebenso satt wie die hohen Preise für Sehtest, Brillengläser und Fassungen.

Ihre Vision: Ein Unternehmen, das die ganze Wertschöpfungskette vom Design über die Produktion bis zum Verkauf kontrolliert und damit die Zusatzkosten für Zwischenhändler einspart. An Ostern 2014 lancierten sie ihren Onlineshop – mit Brillen, deren Modelle in den italienischen Dolomiten oder in Japan von Hand hergestellt und mit Gläsern aus dem Baselbiet ab 195 Franken verkauft werden.

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«Wir haben nicht überlegt, was sich Kunden wünschen könnten oder brauchten. Es ging um unsere ureigensten Bedürfnisse»: 2013 gründeten der Berner Betriebswirtschafter Peter Kaeser und sein Studienkollege Kilian Wagner 2013 das Start-up VIU. Ursprünglich als reines Onlinebusiness gegründet, gilt das Unternehmen heute als Musterbeispiel dafür, dass der stationäre Handel weiterhin florieren kann – wenn er die Online-Möglichkeiten ins Business einbindet.

Der Start gelang zwar gut, aber bald stellten die Gründer fest, dass nur online im Brillen-Business nicht richtig funktioniert. «Wir merkten», bilanziert Kaeser im Interview mit dem Magazin SWISSLIFE, «dass die Kunden die Brillen in echt anschauen wollten, anfassen, anprobieren – und Fragen stellen.»

Heutzutage ist bei VIU die Kombination von Online- und stationärem Handel eine Erfolgsgeschichte: Die Brillen können auf der Website virtuell anprobiert, im Laden angefasst oder nach Hause geliefert werden – eine Strategie, die dem Unternehmen auch bei der Bewältigung der aktuellen Pandemiesituation hilft. Wir haben bei VIU-Mitgründer Peter Kaeser nachgefragt, wie die Lage nach der Wiedereröffnung der ersten Läden ist.

Über Nacht im «Winterschlaf»

Welche unmittelbaren Auswirkungen hatte das Coronavirus auf VIU?
Die Corona-Krise hat uns die grösste Krise seit Gründung des Unternehmens beschert und die Firma in existenzielle Nöte versetzt. Wir mussten 53 von 56 VIU-Stores über Nacht schliessen und verloren einen Grossteil unseres Umsatzes. Schnelles und entschlossenes Handeln und gute Kommunikation waren deshalb äusserst wichtig, um das Überleben des Unternehmens zu sichern.

Wie hat sich VIU während des Lockdowns organisiert?
Wir haben uns dazu entschieden, das Unternehmen in eine Art Winterschlaf zu versetzen. Durch die Schliessung der Stores musste auch ein Grossteil unserer Belegschaft zu Hause auf die Wiedereröffnung warten. Glücklicherweise gab es Massnahmen der Regierungen, welche halfen, diese existenzielle Situation zu überbrücken, wie beispielsweise Kurzarbeit.

Wie lief das Onlinegeschäft während des Lockdowns?
Das Onlinegeschäft ist durch den Lockdown massiv gestiegen! Es war schön, zu sehen, dass uns die Kunden nicht vergessen haben und weiterhin an den VIU-Produkten interessiert sind. Trotz starkem Wachstum konnten wir den Umsatzverlust der Stores aber bei weitem nicht kompensieren, denn gewisse Services wie zum Beispiel den Sehtest kann man schlussendlich nur im Laden durchführen.

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Die Corona-Krise hat die Menschen verändert

Wie war der Re-Start nach dem Lockdown?
Viel positiver als erwartet: Unsere Kunden konnten es kaum erwarten, dass die Türen unserer Stores wieder öffneten. Gleichzeitig haben wir aus Sicherheitsgründen das Store-Konzept angepasst, so dass Kunden private Beratungstermine buchen können (z. B. Sehtests), und es gibt verschiedene Sicherheitsmassnahmen im Laden (z. B. Masken und Desinfektionsmittel). Der Alltag im Laden hat sich also deutlich verändert.

Wie empfindet ihr die Stimmung unter den Konsumenten? Anders als vor Corona?
Die Krise hat die Menschen verändert, das ist deutlich zu spüren. Die Stimmung ist weniger hektisch als vor der Krise und die Menschen nehmen sich mehr Zeit für die Dinge, die ihnen wichtig sind. Zudem merken wir, dass Kunden noch mehr Wert legen auf Qualität, sowohl beim Produkt wie auch bei der Beratungsleistung.

Wie wirkt sich Corona auf die längerfristigen Perspektiven von VIU aus?
Hoffentlich wird Corona langfristig nur eine kleine Delle im Wachstumspfad von VIU hinterlassen. Grundsätzlich glauben wir auch weiterhin stark an unser Geschäftsmodell: Wenn Kunden in Zukunft mehr Fokus auf Qualität und Design legen, dann sollte dies unserem Unternehmen weiteren Schwung verleihen.

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VIU, das sind (von links nach rechts, Bild entstand vor Corona) die beiden Co-Gründer Peter Kaeser und Kilian Wagner, Finanzchef Johannes Heinrich sowie Kreativchef Fabrice Aeberhard. Vom Design über die Produktion bis zum Verkauf kontrolliert das Team die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens. Das Schweizer Brillen-Start-up sieht sich als Modelabel mit Optikerkompetenz – und hat damit riesigen Erfolg. Mittlerweile betreibt das Unternehmen 56 Shops in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Schweden, Dänemark und Grossbritannien, über 400 Mitarbeiter stehen auf der Payroll, von einst 7000 verkauften Brillen im Jahr stieg der Absatz auf etwa 150 000 Stück pro Jahr. 

Lesen Sie bald mehr über die VIU-Story in der Sommerausgabe des Kundenmagazins SWISSLIFE.

Text: Christoph Grenacher
Bilder: Vera Hartmann, 13 photo

Der Swiss Life-Experte empfiehlt

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Ramon Stadelmann, Vorsorge- und Finanzspezialist KMU, Generalagentur Aarau

Kontakt: 062 838 2856, ramon.stadelmann@swisslife.ch

«Was für ein Start-up richtig ist, genügt für ein grösseres Unternehmen vielleicht nicht mehr. Swiss Life hat immer die richtige Brille auf, damit Unternehmen stets den Durchblick über die passende Form der beruflichen Vorsorge haben. Das umfassende Swiss Life-Vollsortiment hilft, selbstbestimmte Entscheide zu treffen.»

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