Diverse Studien kommen zum Schluss: Teilzeitarbeitende sind glücklicher mit ihrem Lebensmodell als Vollzeitangestellte. Es erstaunt daher wenig, dass 92 Prozent der Befragten am liebsten Teilzeit arbeiten würden, wenn sie wählen könnten. Was sind die Gründe dafür und wieso macht Teilzeitarbeit glücklich? Wir haben bei drei Personen nachgefragt.

Der Teilzeit arbeitende Vater

Mann mit gelber Mütze und einem Tattoo am Arm lächelt in die Kamera
Jon Opprecht arbeitet 70 % als selbstständiger Grafiker, Illustrator und Fotograf. Er lebt mit seiner Frau und den zwei Kindern (4 und 5) in einem Haus in der Nähe von Bern.

Du arbeitest Teilzeit. Warum?
Meine Frau und ich mögen unsere beruflichen Tätigkeiten beide sehr. Darum wollten wir einander auch nach der Geburt der Kinder ermöglichen, dem Beruf nachzugehen. Aber ebenso wichtig war mir, dass ich Zeit mit den Kindern habe. Daher arbeiten wir beide 70 %.  

Wie war für dich der Übergang von Voll- zu Teilzeit?
Bevor ich Vater war, hatte ich das Gefühl, als Mann müsse ich doch Vollzeit arbeiten und ich hätte mir Teilzeit nie vorstellen können. Ich war von mir selbst überrascht, wie stark ich sozialisiert bin in Bezug auf das Arbeitspensum eines Mannes. Aber seit die Kinder da sind, hat sich das komplett verändert und ich bin vom Gegenteil überzeugt.  

Welche Vorteile erlebst du durch dein Teilzeitpensum?
Weg zu sein von meiner Familie gibt mir Energie für die Familie. Ich mag die Zeit in meinem Atelier, wo ich mich selbstbestimmt eigenen Projekten widmen kann. Wenn ich dann bei den Kindern und meiner Frau bin, bin ich voll präsent bei ihnen. Früher rannten die Kinder nach einem Sturz sofort zu meiner Frau – heute bin ich ebenso eine Bezugsperson für sie. Das bedeutet mir viel und bestätigt mich, dass meine Entscheidung richtig war.
Durch meine Selbstständigkeit kann ich meinen Alltag sehr flexibel organisieren. Arbeit, Freizeit und Familie fliessen oft ineinander über. Diesen Gestaltungsfreiraum schätze ich sehr. 

Macht dich dein Teilzeitjob glücklicher als Vollzeit zu arbeiten?
Ich mag meinen Beruf sehr und geniesse es, zu arbeiten. Das war auch so, als ich Vollzeit gearbeitet habe. Ich bin sehr glücklich. Das liegt wohl auch daran, dass ich meinen Alltag sehr selbstbestimmt gestalten kann. Egal, ob Teilzeit oder Vollzeit: Wenn man die Zeit sinnvoll nutzt, macht beides glücklich. 
Durch die Umstellung habe ich auch bemerkt, dass ich mich nicht nur über den Job definieren möchte und für diese Erkenntnis bin ich sehr dankbar.

Die Vollzeit arbeitende Mutter

Frau lächelt in die Kamera
Milena Rutz arbeitet Vollzeit: Sie vereint drei Teilzeitjobs als Organisationsentwicklerin an der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, als UX Researcher bei Apps with love und als Studienleiterin und Dozentin an der Schule für Gestaltung in Bern. Sie lebt mit ihrem Partner und dem 13-jährigen Sohn in einem Haus am Thunersee.

Du arbeitest Vollzeit, nachdem du lange Teilzeit gearbeitet hast. Warum?
Seit zwei Jahren arbeite ich Vollzeit. Das ergab sich eher zufällig. Als ich mit 23 Jahren Mutter wurde, habe ich mich die ersten drei Jahre unserem Sohn und meinem Masterstudium gewidmet. Anschliessend arbeitete ich flexibel 60 oder 80 Prozent. Als ich dann für inhaltlich spannende Aufgaben angefragt wurde, hatte ich einfach grosse Lust darauf und sagte zu. Ich wusste, dass ich das Pensum wieder anpassen kann, wenn es für uns als Familie nicht funktioniert. So ist mein Arbeitspensum mit dem Alter meines Sohnes quasi mitgewachsen.

Welche Vorteile siehst du an deinem Vollzeitpensum?
Seit ich auf Papier 100 % arbeite, bin ich konsequenter, mich am Wochenende oder abends von der Arbeit abzugrenzen. Früher mit Teilzeitpensum war es für mich beinahe selbstverständlich, meine Verfügbarkeiten sehr flexibel an anstehende Aufgaben anzupassen. Die freie Zeit nutze ich jetzt viel bewusster. 

Und was sind die Nachteile?
Mit meinen drei Teilzeitjobs bin ich die einzige Person, die den Überblick hat, wann ich für wen und woran arbeite. Das ist grundsätzlich kein Problem, ausser ich würde längere Zeit ausfallen. Da ich meine Arbeit sehr flexibel und selbstbestimmt gestalten kann, erlebe ich wenig Nachteile. Mobil flexibles Arbeiten und auch Homeoffice erlaubten es mir schon immer, meine unterschiedlichen Lebensbereiche optimal zu vereinbaren. 

Inwiefern spielten die Finanzen eine Rolle bei deinem Entscheid, wieder Vollzeit zu arbeiten?
Sie waren nicht der Treiber. Aber ja, ich möchte 100 Jahre alt werden und langfristig ist es finanziell sicherlich sinnvoll, hochprozentig zu arbeiten – auch um die Gesellschaft finanziell zu stützen. Ich finde es beruhigend, zu wissen, dass ich auch im Alter hoffentlich genügend Geld haben werde. Die finanzielle Situation schafft für mich Unabhängigkeit. Ich habe das Privileg, dass ich selbstbestimmt entscheiden kann, was ich tun will und nicht tun muss.

Macht dich das Vollzeitpensum glücklicher als Teilzeit zu arbeiten?
Mein Glück hängt nicht vom Arbeitspensum ab. Was mich glücklich macht, ist Gestaltungsspielraum in allen Lebensbereichen zu haben. Ich bin sehr zufrieden und dankbar, dass ich das alles so machen kann und wir als Familie untereinander eine sehr gute Beziehung haben.

Infografik
Infografik

Die Teilzeit-Arbeitende ohne Kinder

Frau sitzt auf einem Stuhl
Jrene Rolli arbeitet 80 % in ihrem eigenen Unternehmen als UX Writerin, Texterin und Konzepterin. Sie lebt mit ihrem Partner in einer Mietwohnung in der Stadt Bern.

Warum arbeitest du Teilzeit?
Mich interessieren viele verschiedene Themen. Darum kümmerte ich mich nebst meinem primären Job immer noch um weitere Mandate und Projekte. So gern wie ich alles machte, wurde es mir vor zehn Jahren zu viel. Ich merkte, dass zwar alles in meinen Kalender passt, aber der Kalender nicht mein Leben ist. Ich wollte mein Leben wieder selbstbestimmter gestalten und reduzierte mein Arbeitspensum auf 80 Prozent. Und das blieb bis heute so.

Welche Vorteile erlebst du durch dein Teilzeitpensum?
Ich bin ausgeglichener, zufriedener und das beeinflusst auch mein Umfeld und die Qualität meiner Arbeit. Und ich habe mehr Zeit für Dinge, die mir nebst der Arbeit auch noch wichtig sind. So bin ich auch wieder aktiver mit eigenen Projekten.  

Wie beeinflussten die Finanzen deinen Entscheid?
Gesundheit und Zufriedenheit standen bei mir ganz klar an erster Stelle. Da ich tiefe Fixkosten hatte und im mittleren Lohnsegment verdiente, war die finanzielle Einbusse für mich tragbar. Der Gewinn an selbstbestimmter Lebenszeit überwog. 

Gibt es Nachteile, Teilzeit zu arbeiten?
Als Angestellte war Teilzeit zu arbeiten nie ein Problem. Erst, als ich mich mit meinem eigenen Unternehmen selbstständig gemacht habe, wurde es schwierig. Meinen freien Tag auf Montag, Mittwoch oder Donnerstag zu legen, funktionierte für mich nicht. Unter der Woche war zu viel los: Anrufe von Kund*innen, Termine etc. Erst seit ich ihn auf Freitag lege, gelingt es mir auch wirklich.

Bist du glücklicher als früher mit Vollzeitjob?
Absolut, ja. Das liegt aber weniger am Arbeitspensum, sondern vielmehr daran, dass ich selbst bestimme, womit und wie ich meine Zeit verbringe. Weit mehr als Teilzeit schätze ich komplett flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte. Dass ich an sonnigen Tagen beispielsweise bis 15 Uhr Mittagspause machen kann und mich dafür abends nochmals 1–2 Stunden hinsetze.

Online-Teilzeitrechner

Finden Sie mit unserem Rechner heraus, wie sich eine Teilzeitanstellung auf Ihr individuelles Budget auswirkt.

Welches Pensum passt zu meinem Portemonnaie?

Lassen Sie sich beraten, wie sich ein Teilzeitpensum auf Ihre Finanzen auswirkt und welche Möglichkeiten Sie haben.

Ein Job für jedes Arbeitspensum

Swiss Life bietet verschiedenste Jobs in Teil- und Vollzeit. Wir legen viel Wert darauf, dass Mitarbeitende Beruf und Privatleben vereinbaren können.

Bildquelle: iStock

Das könnte Sie auch interessieren

Sparen

Vom Sparbüchsli zum Sparfonds – wie spare ich für die Zukunft meiner Kinder?

Mehr lesen

Ratgeber

Versicherungen für das Baby: Welche sind nötig?

Mehr lesen

Ratgeber

Teilzeitarbeit gleich Vorsorgelücke?

Mehr lesen