Christine Schnetzler (66) hat sich im Pensionsalter entschlossen ihre eigene Firma zu gründen. Weshalb Ihr 12-köpfiges Team aus Ü-50 besteht und wie sie sich ihre Pensionierung vorstellt, erzählt die Zürcherin im Interview.

Christine Schnetzler im Videointerview

Wie erlebten Sie den Übergang von Ihrem alten Beruf in die Selbstständigkeit?
Eigentlich habe ich einen Vorgeschmack auf die Pensionierung erlebt und diese ist nicht zu unterschätzen. Ich gab mir drei Jahre, um mein Start-up aufzubauen. Die erste Zeit war hart. Sie müssen sich vorstellen: In der Hotellerie ist man ständig Reizen ausgesetzt – Menschen, Sprachen, Lachen, es läuft immer etwas. Und dann ist das plötzlich weg. Das macht etwas mit einem, bis man sich wieder neu aufgestellt hat. Mit dem eigenen Geschäft drehte sich die Welt dann aber auch wieder.

Inwiefern spielten auch finanzielle Aspekte eine Rolle beim Weiterarbeiten?
Vorsorge, wie man sie heute kennt, war in meinen jungen Jahren noch kaum ein Thema. Ich bin zwar nicht gezwungen, über die Pension hinaus zu arbeiten, aber das Finanzielle war natürlich ein Thema. Mein Mann und ich haben alles genau durchgerechnet und es kam raus, dass ich mindestens 2000 Franken verdienen musste, damit unser Lebensstandard gleich bleiben würde. Meine Pensionskasse oder meine dritte Säule wollte ich bei der Gründung nicht anbrauchen.

In Ihrem Start-up «Schnetzlers Haushaltsmanagement» arbeiten nicht nur Sie über das Pensionsalter hinaus. Sie beschäftigen auch Menschen, die eigentlich schon im Ruhestand sein könnten. Warum?
Wir übernehmen sämtliche Aufgaben, die im Haushalt oder in der Betreuung von Kindern und Angehörigen anfallen können. Ich stelle niemanden unter 55 ein, denn für diese Arbeit braucht es Menschen, die viel Lebenserfahrung haben und nicht leicht aus dem Gleichgewicht geraten. Heute hat man später Kinder, die eigenen Eltern sind betagt und man ist gleichzeitig voll im Zenit des Berufslebens. Das zusammen ist wahnsinnig herausfordernd. Es braucht Leute, die das verstehen und entlasten können.

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Über Christine Schnetzler

Christine Schnetzler, 66, war zuletzt Vizedirektorin des Hotels Schweizerhof in Zürich. Mit 60 Jahren machte sie sich selbstständig mit «Schnetzlers Haushaltsmanagement». Sie lebt mit ihrem Mann, der selbst weit bis ins Pensionsalter arbeitete, in Zürich – die drei Kinder sind bereits erwachsen.

Würden Sie sich als getrieben bezeichnen?
Nein, eher als interessiert und neugierig. Ich fülle mein Leben mit Inhalt, bin gerne in Gesellschaft und will etwas bewirken. Für mich gibt es kein Ende, sondern nur einen Punkt, an dem man eine Geschichte verlässt und eine neue beginnt.

Was muss passieren, damit Sie irgendwann in Pension gehen?
Aufhören würde ich dann, wenn ich das Gefühl hätte, nicht mehr authentisch auftreten zu können, oder mir die Kraft dazu fehlen würde. Ich will mich nicht lächerlich machen. Schön ist, dass ich diesen Zeitpunkt einst selbst bestimmen kann. In einer Firma würde ich nicht Platzhalterin sein wollen und einer jüngeren Person im Weg stehen.

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Wie sieht Ihre persönliche Vorsorgesituation aus?



Bildquelle: Bilder: Marc Wetli; Illustrationen: Till Lauer

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