Rückblickend konnte Konrad Kunz nichts Besseres passieren, als seinen Job zu verlieren. Er machte sein Hobby zum Beruf und widmet sich seither seiner Leidenschaft, dem Schreinerhandwerk.

Es gibt Alleskönner, die gehen nie unter. Selbst dann nicht, wenn sie mit 55 Jahren ihren Job verlieren. Konrad Kunz aus dem Berner Seeland arbeitet auch zehn Jahre danach – trotz AHV – leidenschaftlich weiter.

Als Selbstständiger und Selbstbestimmter kommt er auf dem Velo herangebraust, den kurzen Stich hinauf zum Haus. Steigt ab, reicht die Hand und schon geht’s los, rein ins Universum des Kunz Konrad: Maschineningenieur, Grossvater, Imker, Musikant, Ehemann, Buchautor, Landschaftsgärtner und Schreiner. Vor allem Schreiner, präziser: Tischler. Seit zehn Jahren. Damals kam es an seinem Arbeitsplatz in Biel zum grossen «Chlapf». Von einem Tag auf den andern war alles aus, der Betrieb pleite. Das Ende des angestellten Maschineningenieurs Kunz.

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Nach der Pleite seines Arbeitgebers wurde Konrad Kunz sein eigener Herr und Meister: «Ich lasse mich nicht zwingen, mit 55 an irgendeinem Ort mit Gewalt einen Job anzufangen.»

Schluss, fertig, RAV. Aber Kunz schüttelt sich nur kurz und steht Tage später in seiner Werkstatt. Die hatte er schon Jahre zuvor aufgebaut; damals, als er eben das Haus der Grosseltern gekauft hatte und sich, nur als Hobby, ein paar Möbel schreinern wollte. Bloss das richtige Holz, von einem schönen Nussbaum oder einem «rötschligen» Kirschbaum, das gab’s nirgends oder dann nur zu jenseitigen Preisen. Also handelt Kunz, baut dazu noch extra eine alte Säge auf gleich vor dem Haus – eine Seitengattersäge aus Sumiswald. Damit er die Baumbretter so sägen konnte, wie er wollte: der Form, der Struktur, dem Innern des Stammes folgend.

Doch nun plötzlich arbeitslos. Die eigenen Kinder am Ende des Studiums. Und er – Kunz Konrad, geboren 1955 in Meinisberg – er, der zehn Mitarbeiter in der Entwicklungsabteilung und im Konstruktionsbüro geführt hatte, steht an am Schalter des RAV. Steht irgendwie an am Leben.

«Das prägte mich», sagt er heute. Er schwört sich damals, ob all diesen Formularen und Gesprächen, diesem demütigenden Dasein nach 30 Jahren Krampfen, Steuerzahlen und Militär: «Das machst du nicht nochmals mit. Ich lasse mich nicht zwingen, mit 55 an irgendeinem Ort mit Gewalt einen Job anzufangen.»

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Es stimmt für mich, aber jetzt muss ich langsam aufpassen, dass ich nicht zu viel Energie verbrate.

Ja, Selbstbestimmung war für Konrad Kunz schon immer wichtig. Er ist ja ein «tifiger» Kopf. Hat schon Bücher geschrieben: Eine Geschichte über sein Dorf und die Biel-Meinisberg-Bahn, diesen orangen Pfeil, der zwischen 1913 und 1940 die Kapitale mit dem Seeland verband. Doch er braucht seine Hände nicht nur, um Buchstaben zu tippen oder, was er noch immer tut, im Auftrag eines Kollegen am 3D-CAD Spannfutter für Fräsmaschinen zu entwickeln.

Erfinden, Planen, Konstruieren, Zimmern – sein Handwerk ist nun hauptsächlich das Schreinern. Die Tische – sie stehen schweizweit überall von Flims bis Zermatt – sind seine Spezialität. Im Moment baut er für einen Architekten eine Treppe nach der andern: jede anders, keine Massenware. «So eine gewundene Treppe mit einer Vierteldrehung, das ist was Wunderbares», schwärmt er.

Jetzt ist er pensioniert. Die Vorsorge – dank einem Berater, den er seinerzeit als Modellschreiner kennengelernt hat und der ihn all die Jahre umfassend begleitete – in trockenen Tüchern. Die Kinder längst aus dem Haus. Und er trotzdem Tag für Tag auf Baustellen, in seiner Werkstatt, bei seinen Bienenvölkern, im Musikverein oder am Mähen oder Heuen der 100 Aren Grasland, die «stotzig» hinter seinem Haus zum Büttenberg steigen.

«Es stimmt für mich, aber jetzt muss ich langsam aufpassen, dass ich nicht zuviel Energie verbrate», sagt der Tischler: «Ich bin halt nicht mehr 20.» Aber noch immer vif genug, um Tag für Tag seiner Passion zu frönen.
www.konradkunztische.ch

Text: Christoph Grenacher
Bild: zVg

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