Schweizer Pensionierte sind europaweit am zufriedensten – das zeigt die neuste Studie von Swiss Life. Die hohe Zufriedenheit der 65- bis 80-Jährigen in der Schweiz kommt in den verschiedenen Lebensbereichen Freizeitaktivitäten, Gesundheit, Mobilität und Sozialleben zum Ausdruck. Was sind die Gründe? Im Interview ordnen die Studienautoren Nadia Myohl und Andreas Christen wichtige Studienresultate ein.

In der reichen Schweiz lebt es sich gut im Alter – ergo sind die Menschen zufrieden. Mit Verlaub: Das ist doch keine Überraschung?
Nadia Myohl: Die Lebenszufriedenheit hängt tatsächlich oft mit den Finanzen zusammen. Eine Mehrheit der 65- bis 80-Jährigen ist mit der finanziellen Situation zufrieden bis sehr zufrieden. Jedoch ist die Zufriedenheit mit dem Leben nicht bei allen Bevölkerungsgruppen gleich hoch – auch nicht in der «reichen Schweiz». Finanziell schlechtergestellte Personen sind mit ihrem Leben weniger zufrieden. Auch die Gesundheit spielt eine wichtige Rolle: Ein schlechter Gesundheitszustand geht mit tieferen Zufriedenheitswerten einher.

Fotografie: Portrait von einer Frau
Rund zwei Drittel hüten mindestens einmal pro Monat ihre Enkelkinder – nur 17% tun dies nie.

Wie sieht der typische Tag im Leben von Pensionierten aus – gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Andreas Christen: Personen im frühen Rentenalter führen oft ein aktives Leben. Zwar verbringen sie täglich viel Zeit zu Hause mit Lesen, Fernsehen oder Haushaltsarbeit. Viele von ihnen gehen aber auch häufig aktiveren Tätigkeiten nach: Eine Mehrheit löst mindestens einmal pro Woche Sudokus und Kreuzworträtsel, treibt Sport oder geht spazieren und wandern. Rund ein Drittel arbeitet mindestens einmal pro Woche im Garten.

Nadia Myohl: Ebenso viele nutzen täglich soziale Medien wie Facebook, Instagram, LinkedIn oder X. Dagegen sagen vier von zehn Personen, dass sie das gar nie tun. Die Nutzung von Social Media dürfte in Zukunft weiter zunehmen. Denn der Anteil derer, die täglich auf diesen Plattformen unterwegs sind, nimmt mit zunehmendem Alter ab. Männer und Frauen üben viele Aktivitäten ungefähr gleich oft aus. Dennoch gibt es Unterschiede: 55% der Männer erledigen mindestens einmal pro Woche administrative Tätigkeiten wie Rechnungen oder die Steuererklärung – bei den Frauen sind es nur 43%. Frauen sind dafür mehr mit Kochen, Waschen und Putzen beschäftigt: 74% tun dies täglich – bei den Männern sind es nur 42%.

 

Illustration von einem älteren Mann. Er schaut aus einer Uhr und hält in seiner linken Hand Wanderstöcke und in der rechten Hand einen angebissenen Apfel.
Illustration von einem älteren Mann. Er schaut aus einer Uhr und hält in seiner linken Hand Wanderstöcke und in der rechten Hand einen angebissenen Apfel.

Wie lebt es sich im Rentenalter?

Zahlen und Fakten zur Lebensqualität von Pensionierten in der Schweiz

Mit der Pensionierung fallen für viele Menschen wichtige soziale Beziehungen weg. Wie wirkt sich das auf ihr Sozialleben aus?
Nadia Myohl:
Während des Erwerbslebens verbringen wir viel Zeit bei der Arbeit – entsprechend machen Kolleginnen und Kollegen einen wichtigen Teil unseres sozialen Netzwerks aus. Bei den meisten Menschen verschlechtert sich das soziale Netzwerk mit der Pensionierung aber nicht: Drei Viertel sind damit zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Die Mehrheit pflegt gute Freundschaften, die ihnen in schwierigen Zeiten beistehen. Nur 17% hätten gern mehr soziale Kontakte.

Andreas Christen: Dennoch bringt die Pensionierung eine Veränderung mit sich: Rund eine von vier Personen sagt, dass die Zahl ihrer Sozialkontakte seit der Pensionierung abgenommen hat. Gleichzeitig findet ein Drittel der Befragten, dass ihre sozialen Kontakte seit der Pensionierung wertvoller geworden sind. Zwar fühlen sich 31% der 65- bis 74-Jährigen mindestens manchmal einsam – dieser Anteil ist aber tiefer als bei jüngeren Personen. Kurzum: Die sozialen Beziehungen nehmen mit der Pensionierung tendenziell ab, aber die bestehenden Beziehungen werden enger und intensiver.

Diagramm: Nur wenige hätten gerne mehr soziale Kontakte
Diagramm: Nur wenige hätten gerne mehr soziale Kontakte
Diagramm: Soziale Kontakte werden durch Pensionierung mehrheitlich nicht schlechter
Diagramm: Soziale Kontakte werden durch Pensionierung mehrheitlich nicht schlechter

Altersmüde oder fit wie ein Turnschuh: Wie steht es um die Gesundheit im frühen Rentenalter?
Andreas Christen: Keine Altersgruppe fühlt sich energetischer und vitaler als Menschen im frühen Rentenalter. Etwa drei von vier 65- bis 74-Jährigen schätzen ihren Gesundheitszustand zudem als gut bis sehr gut ein. Zwar hat die Hälfte mindestens ein chronisches Gesundheitsproblem. Aber nur ein Fünftel fühlt sich aus gesundheitlichen Gründen in Alltagsaktivitäten wie zum Beispiel dem Wäschewaschen, dem Einkauf oder der ÖV-Nutzung eingeschränkt.

Fotografie: Portrait Mann stehend drinnen
Pensionierte sind weitgehend ausserhalb der typischen Pendlerzeiten unterwegs.

Individualismus als Megatrend: Schlägt sich der Wunsch nach Unabhängigkeit negativ auf die Bereitschaft von Grosseltern nieder, ihre Enkelkinder zu betreuen?
Nadia Myohl: Wir haben nicht untersucht, ob Grosseltern heute weniger hüten als früher. Die aktuell 65- bis 80-jährigen Grosseltern sind jedoch sehr stark in die Betreuung ihrer Enkelkinder involviert: Rund zwei Drittel hüten mindestens einmal pro Monat ihre Enkelkinder – nur 17% tun dies nie. Grossväter hüten etwas seltener als Grossmütter, aber die Differenz ist nicht gross.

Andreas Christen: Es ist nicht so, dass Grosseltern nur dann hüten, wenn sie gerade Zeit haben: Wiederum zwei Drittel derjenigen, die mindestens einmal im Monat hüten, tun dies regelmässig. Das heisst, sie hüten ihre Enkelkinder an fixen Tagen pro Woche oder Monat. Auch der Ort der Betreuung ist spannend: Die Hälfte derjenigen, die mindestens einmal pro Monat hüten, tut dies vor allem bei sich zu Hause. Weitere 17% hüten etwa gleich oft bei sich zu Hause und am Wohnsitz der Enkelkinder.

 

Sehen die heutigen Rentnerinnen und Rentner ihre Kinder in der Pflicht, sie im Alter zu pflegen, wenn sie sich selbst nicht mehr versorgen können?
Nadia Myohl:
Eine klare Mehrheit (77%) ist nicht dieser Meinung – wobei wir feststellen, dass Frauen diese Aussage klar öfter ablehnen als Männer. Wir können nur darüber spekulieren, woran das liegt: Möglicherweise waren Frauen dieser Generation in die Pflege ihrer (Schwieger-)Eltern involviert und wollen diese Verantwortung nicht an ihre eigenen Kinder weitergeben.

 

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Verstopfte Pendlerzüge durch ältere Wandergruppen – Fakt oder Mythos: Wie verändert sich die Mobilität mit der Pensionierung?
Andreas Christen: Das ist ein überholtes Klischee! Tatsächlich sind die 65- bis 80-Jährigen vor allem zwischen 9 und 11 Uhr und zwischen 13 und 17 Uhr unterwegs – also weitgehend ausserhalb der typischen Pendlerzeiten. Das Mobilitätsverhalten verändert sich mit dem Eintritt ins Rentenalter: So sind 65- bis 80-Jährige vorwiegend aufgrund von Freizeitaktivitäten (50% der zurückgelegten Kilometer) sowie aufgrund von Einkäufen und Besorgungen (40%) unterwegs.

Nadia Myohl: Pro Tag legen Personen im frühen Rentenalter weniger Kilometer zurück als vor der Pensionierung. Aber: Zumindest zu Beginn des Rentenalters sind sie nicht weniger lange unterwegs. Sowohl die 50- bis 64-Jährigen als auch die 65- bis 69-Jährigen sind im Schnitt täglich rund 84 Minuten lang unterwegs. Die Diskrepanz zwischen zurückgelegten Kilometern und der Zeitdauer unterwegs rührt daher, dass die 65- bis 69-Jährigen mehr zu Fuss unterwegs sind – so hat man für einen Kilometer natürlich länger als mit dem Fahrrad oder dem Auto.

Diagramm: Mit dem Eintritt ins Rentenalter reduziert sich die Tagesdistanz, aber (zu Beginn) nicht die Zeit, die man unterwegs ist
Diagramm: Mit dem Eintritt ins Rentenalter reduziert sich die Tagesdistanz, aber (zu Beginn) nicht die Zeit, die man unterwegs ist
Diagramm: Bevölkerung ab 65 ist in erster Linie ausserhalb der Pendelzeiten unterwegs
Diagramm: Bevölkerung ab 65 ist in erster Linie ausserhalb der Pendelzeiten unterwegs

Über die Grenze nach Italien oder weit weg in die Antarktis: Wohin zieht es reisefreudige Menschen nach der Pensionierung?
Andreas Christen: Wir haben die 65- bis 80-Jährigen in der Umfrage nach den denkwürdigsten Reisezielen gefragt, die sie seit der Pensionierung besucht haben. Am häufigsten nennen sie Italien – vor Frankreich und der Schweiz. Ausserhalb Europas reisen sie vor allem in angelsächsische Länder wie die USA, Kanada oder Australien. Aber auch exotische Destinationen wie Burkina Faso oder Vanuatu finden sich unter den Reisedestinationen.

Nadia Myohl: Manchmal ist es weniger die Destination, die eine Reise besonders eindrücklich macht, sondern vielmehr die Reiseart oder die Begleitung: Ein Umfrageteilnehmer hebt zum Beispiel eine Reise nach Wien mit der Tochter hervor. Andere behielten eine Velotour in Frankreich, Kroatien oder Uganda in bester Erinnerung. Manche zog es sogar an kältere Orte: 14 Befragte reisten nach der Pensionierung nach Grönland, fünf besuchten sogar die Pinguine in der Antarktis.

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