Lina Bernasconi (17) ist die erste Frau, welche eine Lehre als Steinmetzin bei der Basler Münsterbauhütte macht. Das braucht Kraft, Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und hohe Teamfähigkeit – aber erfüllt Lina auch mit Glück: «Das Basler Münster ist ein Stück Heimat und ein Teil von mir.»

Ist das nicht ein Krampf, Tag für Tag mit dem Meissel zu arbeiten?
Doch schon. An vielen Tagen geht die Arbeit schon stark in die Arme. Zum Glück gibt es ja auch noch andere Arbeiten, wie zum Beispiel das Ausfugen oder Dokumentationen für mein Arbeitsbuch zu verfassen und zu zeichnen.

Warum lernst du Steinmetzin?
Ich finde es spannend, einen handwerklichen Beruf zu erlernen, der selten ist und als «Männerberuf» gilt. Dies gibt mir Motivation, diese Lehre zu vollenden. Ich finde die Vielfalt der Steine und der Bearbeitung interessant.

Sprichst du manchmal mit den Steinen, die du bearbeitest?
Nein :) aber ein Stein hat einen Namen bekommen. Ich esse in der Pause liebend gerne Grapefruits und meine Kollegen finden das lustig. So hat mein erster Übungsstein den Namen Grapefruit bekommen.

Was ist speziell an deinem Arbeitsplatz?
Das Spezielle ist, dass ich nicht nur pure Steinmetzinnenarbeit mache, sondern auch noch Restaurationsarbeiten ausführen darf. Das Basler Münster, mein Arbeitsort, ist zum Teil über 1000 Jahre alt, hat viel Geschichte erlebt und wird hoffentlich noch lange in einem guten Zustand bleiben. Das ist unsere Aufgabe.

Hast du da noch Energie für anderes?
Ich gehe jeden Samstag in die Pfadi Bischofstein und leite dort eine Gruppe von Kindern zwischen sechs und zehn Jahren. Unter der Woche treffen wir uns dann auch zum Planen und Vorbereiten. Zuhause betreue ich zwei Leopardgeckos: Lyuba und Echnaton brauchen viel Pflege, sind sehr anhänglich und haben immer Hunger.

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«Das Basler Münster, mein Arbeitsort, ist zum Teil über 1000 Jahre alt, hat viel Geschichte erlebt und wird hoffentlich noch lange in einem guten Zustand bleiben»
Lina Bernasconi, die erste Frau, welche eine Lehre als Steinmetzin bei der Basler Münsterbauhütte macht.

So ein Münster-Stein ist ja auch fragil. Hast du nicht Angst, etwas zu zerstören?
Mein Team begleitet mich. Die grösseren Arbeiten erlerne ich zuerst an einem Übungsstein.

Was macht dich glücklich bei der Arbeit?
Das Team macht mich Tag für Tag glücklich, ebenfalls die Arbeit auf dem Münster. Ich bin stolz, ein Teil davon zu sein

Was gibt dir Sicherheit in deinem Leben?
Ich habe viele Leute, denen ich vertraue und die für mich da sind, wenn ich sie brauche.

Ist man als Steinmetzin eher Künstlerin oder Handwerkerin?
Ein Stück weit beides. Ich finde, dass jeder Steinmetz, Schreiner oder sonstige Handwerker auch ein Künstler ist.

Autor: Christoph Grenacher
Bilder: SRF/Georg Halter

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Die 17jährige Lina Bernasconi erlernt als Steinmetzin am Basler Münster einen seltenen Beruf – und schwärmt von ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen: «Das Team macht mich Tag für Tag glücklich, ebenfalls die Arbeit auf dem Münster. Ich bin stolz, ein Teil davon zu sein.»

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