Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist langfristig entscheidend für ihre Motivation und ihre Leistungsfähigkeit. Gesellschaftsarzt Philip Strasser über die Rolle von Anerkennung.

Wie sieht eine gesunde Arbeitsumgebung aus?

Die gesetzlichen Grundlagen wie angemessene Ruhezeiten, Arbeitssicherheit und Schutz vor psychosozialen Risiken müssen selbstverständlich erfüllt sein. Die Art und Weise, wie wir die Arbeit gestalten, sollte eine Quelle von Gesundheit sein und unsere Motivation und unsere Persönlichkeit fördern. Dazu gehören beispielsweise individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, sinnhafte Tätigkeiten und persönlicher Handlungsspielraum. Eine Studie hat gezeigt, dass Berufstätige, die ihre Aufgaben selbstständig planen und umsetzen können, im Alter seltener an Demenz erkranken.  
Besonderes Augenmerk ist aber auch auf Faktoren wie gegenseitigen Respekt, Vertrauen, Wertschätzung und Mitgefühl zu richten. Diese werden oft als Soft-Faktoren bezeichnet, scheinen aber gerade in den aktuellen unsicheren Zeiten besonders wichtig für unser Wohlbefinden zu sein.   

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Philip Strasser

Philip Strasser ist seit 2008 Gesellschaftsarzt von Swiss Life. Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die medizinische Risiko- und Leistungsprüfung in der Einzel- und der Kollektivversicherung sowie der Vorsorgeeinrichtung bei Swiss Life Schweiz.

Wie zeigt sich dies im Arbeitsalltag?

In einer wertschätzenden, vertrauensvollen Unternehmenskultur machen Menschen nachweislich weniger Fehler und sind motivierter und damit leistungsfähiger. Es ist belegt, dass ein Mangel an Wertschätzung mit einem erhöhten Risiko für psychische Störungen wie Depressionen und Burn-out, aber auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht. Wertschätzung gehört neben dem Lohn und den Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten zu den wichtigsten Gegenleistungen für den erbrachten Arbeitseinsatz.  

In einer wertschätzenden, vertrauensvollen Unternehmenskultur sind Menschen nachweislich motivierter und damit leistungsfähiger.

Was heisst das für Führungskräfte?

Wertschätzung reduziert Stress, führt zu mehr Wohlbefinden und trägt dazu bei, dass wir unsere Aufgaben bestmöglich erledigen können. Eine wertschätzende Grundhaltung ist auch in schwierigen Gesprächen und Konflikten möglich und hilfreich. Führungskräfte können dazu beitragen, eine hohe psychologische Sicherheit in ihrem Team zu gewährleisten. Das bedeutet, in einem Klima zu arbeiten, in dem sich Mitarbeitende vorurteilsfrei äussern können und Beiträge gegenseitig unterstützt und Fehler als Teil eines Lernprozesses akzeptiert werden. In der Führungsarbeit darf der wertschätzende Umgang mit sich selbst aber nicht vergessen werden.

Wie können Unternehmen oder Geschäftsführende eine entsprechende Arbeitsumgebung gestalten?

Gewünschte Verhaltensweisen können beispielsweise in einem Code of Conduct festgehalten werden. Der Fokus sollte aber nicht nur auf dem Verhalten liegen. Entscheidend ist, dass Wertschätzung als Element durchgängig in Strukturen, Prozesse und Zielvorgaben integriert wird. Das gelebte Vorbild und das gegenüber den Mitarbeitenden, den Kundinnen und Kunden sowie anderen Akteuren ausgedrückte Mass an Vertrauen und Wertschätzung kann so als Teil des Erfolgs und des Unternehmenswerts gesehen werden.   

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Am kostenlosen BGM-Talk vom 30. November berichtet Raquel Moreno von ihren Erfahrungen und steht Ihnen Rede und Antwort.

Bildquelle: Philip Brand

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