Für Schweizer Verhältnisse hat sie ein ungewöhnliches Profil: Christine Richartz arbeitet Teilzeit und in leitender IT-Funktion. Wie das auch als Mutter möglich sein wird, sagt sie im Interview.

Christine Richartz, Sie leiten seit zwei Jahren ein Team mit 15 Personen, tragen als Head of IT-Strategy & Control viel Verantwortung und bewältigen das in einem 70-Prozent-Pensum. Wie geht das?
Durch knallharte Priorisierung. Ich mache immer zuerst das Wichtigste. Und ich bin effizienter geworden. Das passiert automatisch, wenn du merkst, dass du die Zeit nicht hast.

Reicht das?
Delegieren ist natürlich auch wichtig. Das war am Anfang nicht leicht, Vertrauen muss man aufbauen. Zum Glück gibt es nicht nur eine Lösung, die zum Ziel führt. Und ich beherzige die  80-20-Regel.

Erreicht man tatsächlich 80 Prozent eines Ergebnisses mit 20 Prozent des gesamten Aufwandes?
Nicht immer. Aber man kommt oft in kurzer Zeit sehr weit und braucht dann viel zu viel Ressourcen für die Perfektionierung. Dabei reichen oft auch 80 oder 90 Prozent, um ins Ziel zu kommen.

Eine Führungsposition im IT-Bereich in einem Teilzeitpensum ist in der Schweiz ungewöhnlich. Wie sind Sie dazu gekommen?
Zuerst arbeitete ich Vollzeit, dann habe ich mich um die Reduktion bemüht. Bei einer neuen Firma wäre das wohl schwieriger gewesen, doch meine Vorgesetzten haben das unterstützt.

Wieso?
Einerseits kannten sie mich, andererseits sahen sie wohl auch die Vorteile, die eine bessere Work-Life-Balance dem Unternehmen bringt.

Dieses Interview führen wir kurz vor der Geburt Ihrer ersten Tochter. Wenn sie auf die Welt gekommen ist, sind sie zu Dritt und Sie pausieren erstmal im Job. Wie vereinbaren Sie danach Beruf und Privatleben?
Die Familienzeit dauert sechs Monate, wir können uns also etwas Zeit nehmen für die grosse Veränderung. Danach bin ich drei Tage im Unternehmen. Die Kinderkrippe ist zum Glück gleich im Gebäude nebenan. Einen halben Tag mache ich Mobile Office, dann schaut der Papi. Und wir haben ein Netzwerk mit Babysitter und Grosseltern, damit wir einen Abend und auch mal ein Wochenende zu zweit haben.

Gleichzeitig ein erfüllender Job und ein gutes Familienleben ist für manche ein Traum. Haben Sie eine bestimmte Strategie angewendet, um das zu erreichen?
Ehrlich gesagt: nein. Ich wollte schon immer schnell vorwärts kommen und tue leidenschaftlich, was ich gut kann. Und ich bin offen für Neues und gerne mit Leuten zusammen. Das hat mich dorthin gebracht, wo ich jetzt bin.

Christine Richartz sitzt auf einem Sessel im Swiss Life-Gebäude.

Christine Richartz, 39, ist in Liechtenstein aufgewachsen und lebt in Schindellegi. Nach dem Abschluss des IT-Studiums arbeitete sie bei der Wirtschaftsprüferin PwC, bevor sie vor sechs Jahren zur Swiss Life stiess. Nach diversen Funktionen im IT-Bereich übernahm sie vor zwei Jahren die Leitung der Abteilung IT-Strategy & Control. Sie ist in einem 70-Prozent-Pensum tätig und bald im Mutterschaftsurlaub.

Welches waren die Herausforderungen?
Als ich Abteilungsleiterin wurde, musste ich gleich fünf Stellen neu besetzen. Das war ein Sprung ins kalte Wasser und eine sehr intensive Zeit. Ich habe viel gelernt. Auch darüber, wie wichtig Erholung und Zeit für sich selber ist.

Wer oder was hat Sie dabei unterstützt?
Der Coach meines Talent-Programms bei Swiss Life, die Chefs, die ich hatte, natürlich mein Mann und auch mein Ex-Chef am früheren Arbeitsort. Ich bin ein offener Mensch und frage um Rat, wenn ich welchen gebrauchen kann.

Was haben Sie bei der Umsetzung Ihres Wunsches, Job und Familie zu verbinden, bisher gelernt?
Man muss seine Bedürfnisse platzieren.

Welche Erfahrungen sind wichtig für Sie?
Man kommt weiter, wenn man die Leute wissen lässt, was man will und kann. Ich involviere mich gerne, wenn ich einen Beitrag leisten kann. Und Ideen können umgesetzt werden, wenn sie gut begründet sind. Die aktive Pflege des Netzwerkes hat sich ebenfalls bewährt.

Sie sind dafür verantwortlich, dass im Gang zwischen den Büros farbige Möbel stehen. Wie kam es dazu?Einerseits war dieser Raum ziemlich leer und trist, andererseits tauschten sich die Abteilungen zu wenig oft aus. Also habe ich den Antrag gestellt, den Gang einladend zu möblieren. Nun treffen sich die Leute auch dort mal auf die Schnelle.

Wie gestalten Sie als Teilzeit-Chefin Ihren Arbeitstag?
Die E-Mail checke ich als erstes zuhause.

(unterbricht) Morgens um sechs?
Nicht so früh, aber sicher vor Acht. Wenn der Stau auf der Strasse vorüber ist, fahre ich zur Arbeit und treffe mein Team um Neun. Events am Abend besuche ich nur, wenn sie wirklich wichtig sind. Wird es mal später, versteht das mein Partner, er arbeitet ebenfalls viel. Mal schauen, wie es mit dem Kind gehen wird.

Wird Ihr neuer Lebensabschnitt Auswirkungen auf die aktive Gestaltung des Berufslebens haben?
Ich kann nicht jahrelang dasselbe tun, sondern brauche immer wieder eine neue Herausforderung. Jetzt ist das Baby neu, also mache ich erstmal nichts Zusätzliches. Aber danach kommen wieder neue Dinge. Es geht immer vorwärts.

Welchen Einfluss hat die Familiengründung auf die Motivation und Leistungsfähigkeit?
Ich werde wohl noch effizienter sein müssen (lacht). Und es ist sehr motivierend, dass sich meine Funktion und die gewünschte Work-Life-Balance verbinden lassen.

Was geben Sie anderen mit, die dasselbe vorhaben wie Sie?
Immer tun, was man gerne macht. Spass an einer Sache fördert die Leidenschaft. Dann ist man besser und hat Erfolg. Und offen sein für Menschen und Entwicklungen.

Träume verwirklichen

Swiss Life engagiert sich für ein «selbstbestimmtes Leben» - auch als Arbeitgeberin. Mitarbeitende werden darin unterstützt, die Herausforderungen des heutigen Berufslebens über alle Berufsphasen hinweg als Chance zu nutzen. Hierfür lancierte Swiss Life die Initiative „Berufsleben aktiv gestalten“ und entwickelte u.a. flexible Arbeits- und Entwicklungsmodelle sowie Time-out-Modelle, die den Mitarbeitenden Möglichkeiten schaffen, Träume zu verwirklichen. Wie das konkret funktioniert, zeigt unsere Serie mit Portraits von Swiss Life Mitarbeitenden, die ihre Träume umgesetzt haben oder leben.

Bilder: Giorgia Müller Photography 

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