Ein Job, zwei Frauen – Jasmin Kuhn und Jenny Fehervary teilen sich eine Stelle im Geschäftsbereich Unternehmenskunden. Damit das reibungslos funktioniert, braucht es vor allem eines: gute Kommunikation.
Der Auftritt könnte nicht schöner choreographiert sein: Jenny Fehervary und Jasmin Kuhn treten absolut synchron aus den zwei Drehtüren in die Lobby von Swiss Life Schweiz in der Binz. Es ist schwierig, das nicht als Zeichen dafür zu deuten, dass die beiden auch sonst perfekt orchestriert funktionieren – schliesslich teilen sie sich eine Stelle. Beide arbeiten in einem 60-Prozent-Pensum im Management Support Geschäftsentwicklung Unternehmenskunden und als Assistenz des Geschäftsbereichsleiters Unternehmenskunden.
Während des Gesprächs in ihrem Büro spürt man, wie eingespielt dieses Team ist – obwohl sie kaum je gleichzeitig an ihren sich gegenüberstehenden Tischen sitzen. Beide haben Kinder – Jasmin Kuhn einen bald fünfjährigen Jungen und ein dreijähriges Mädchen, Jenny Fehervarys Tochter ist ein Jahr alt. Doch das ist nur einer der Gründe, warum Teilzeit und vor allem dieses Jobsharing-Modell für sie ideal ist.
Wie kam es dazu, dass Sie sich eine Stelle teilen?
Jenny Fehervary: Ursprünglich war ich in der IT. Ich wurde angesprochen, ob ich Interesse an meinem aktuellen Job hätte. Sie suchten jemanden für dieses Jobsharing und ich fand das sehr interessant und beschloss, zu wechseln. Dazumal arbeitete ich 80 Prozent und hatte noch einen Nebenjob als Personal Trainerin. Swiss Life unterstützt einen sehr dabei, durch die Teilzeitarbeit ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Job und Freizeit zu leben und sich innerhalb der Firma weiterzuentwickeln.
Jasmin Kuhn: Die Möglichkeit, sich innerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln, schätze ich ebenfalls sehr und hat es mir erlaubt, bereits verschiedene Erfahrungen bei Swiss Life zu sammeln. Ich habe im Jahr 2010 bei Swiss Life in einem postmaturitären Wirtschaftsausbildungsprogramm gestartet und danach war ich als Assistenz des Geschäftsbereichsleiters Unternehmenskunden tätig. Zu Beginn 100 Prozent, danach Teilzeit – aber damals bedingt durch meine Weiterbildung an der Fachhochschule. Danach habe ich die Chance erhalten, zu Swiss Life Select zu wechseln und eine Führungsposition zu übernehmen. Ich habe in dieser Zeit das schweizweit tätige Team «Vertriebssekretariate» in einem 100-Prozent-Pensum geleitet. Bedingt durch die Geburt meines ersten Kindes wollte ich dann reduzieren. Ich habe die Möglichkeiten innerhalb Swiss Life geprüft und kam hierher zurück. Das Aufgabengebiet hat sich in der Zwischenzeit sehr vielseitig weiterentwickelt – die Funktion umfasst zwischenzeitlich Assistenz-, Management-Support- und PMO-Aufgaben.
Was bedeutet das genau?
Jenny Fehervary: Neben unseren Aufgaben als Geschäftsleitungsassistentinnen arbeiten wir in unserer Funktion als Management Support auch inhaltlich bei unterschiedlichen Themen mit. Das macht es so vielseitig und spannend.
Jasmin Kuhn: Wir unterstützen in strategischen Themen, erstellen Reportings, arbeiten in der Geschäftsentwicklung und in Projekten mit. Auch die Kommunikation von Themen, die für Unternehmenskunden relevant sind, und die Kommunikationsplanung und -abstimmung mit anderen Bereichen liegen neu in unserer Zuständigkeit. Das Aufgabenspektrum erweitert sich laufend, was diese Funktion auch sehr spannend und attraktiv macht.
Was sind die Eigenschaften, die man Ihrer Meinung nach mitbringen muss, um erfolgreich einen Job zu teilen?
Jasmin Kuhn: Man muss offen mit dem Gegenüber sein und einander vertrauen. Eine klare Kommunikation, sich gut organisieren zu können und Transparenz sind weitere wichtige Faktoren für eine gute Zusammenarbeit. Dass man aber auch konstruktives Feedback gibt und etwas direkt an- und bespricht, wenn es Unstimmigkeiten gibt, ist von hoher Relevanz.
Jenny Fehervary: Ich finde es ist wichtig, dass man agil und offen ist, man muss mitdenken und sich in die andere reinversetzen können. Das funktioniert bei uns wirklich gut. Was ich zudem wichtig finde, ist, dass man sich vertraut. Dass man, wenn man frei hat, auch mit gutem Gewissen frei haben kann. Und nicht immer nachschauen muss oder will – weil man weiss, dass alles funktioniert.
Was sind die Herausforderungen bei dieser Art, zu arbeiten?
Jenny Fehervary: Dass man immer auf dem aktuellen Stand ist. Vor allem auch, um die Vorgesetzten zu unterstützen. Die sollen nicht alles zweimal erzählen müssen. Durch gute Kommunikation eine effiziente Arbeitsweise sicherzustellen, ist entscheidend.
Jenny Fehervary, 35, (links im Bild) ist im Jahr 2015 zu Swiss Life gekommen und hatte bereits verschiedene Positionen inne. Bis zur Geburt ihrer Tochter (1) war sie auch als Personal Trainerin tätig – heute treibt sie immer noch sehr gerne Functional Sport und ist so viel wie möglich draussen unterwegs.
Was unterscheidet das Jobsharing von einer klassischen Teilzeittätigkeit?
Jasmin Kuhn: Beim Jobsharing teilen Jenny und ich die Verantwortung und die Aufgaben. Damit grenzt sich Jobsharing auch von klassischer Teilzeitarbeit ab, bei der die Teilzeitstellen in der Regel unabhängig voneinander sind und sich die Kolleginnen oder Kollegen nicht untereinander absprechen müssen. Wenn man Teilzeit arbeitet, hat man sein Portefeuille oder sein Aufgabengebiet und man arbeitet daran in der Zeit, in der man da ist. Bei der Rückkehr macht man da weiter, wo man aufgehört hat. Bei uns fliesst die Arbeit mehr ineinander – muss ineinander fliessen. Manchmal beginnt man etwas und kann es aber nicht selbst abschliessen, sondern übergibt es der Kollegin für die Fertigstellung.
Ihr könnt beide alles?
Jasmin Kuhn: Ja. Und sonst bringen wir es einander bei. Das ist auch etwas Schönes.
Womit wir bei den Vorteilen des Jobsharings wären.
Jasmin Kuhn: Dieses flexible Arbeitszeitmodell hat viele Vorteile – man hat zum Beispiel immer jemanden, mit dem man sich austauschen kann. Wenn man etwas «challengen» muss, um es noch weiterzuentwickeln, ist da immer eine Person, die über dasselbe Bescheid weiss und mitdenkt. Und auch Stellvertretungen sind immer sichergestellt.
Jasmin Kuhn, 32, (links im Bild) arbeitet seit 2010 bei Swiss Life. Sie wohnt mit ihrem Mann und den zwei Kindern, bald 5 und 3 Jahre alt, im Zürcher Oberland. In ihrer Freizeit unternimmt sie gerne Ausflüge in die Natur und trifft Freunde.
Muss man sich gut kennen, um so zu arbeiten? Oder sogar mögen?
Jenny Fehervary: Ich glaube, es ist von Vorteil, wenn man sich mag (beide lachen). Und kennenlernen tut man sich zwangsläufig recht gut. Wenn man Hand in Hand arbeitet, ist es gut, zu wissen, wie die Kollegin tickt. Das muss nicht unbedingt gleich sein, aber zumindest Verständnis füreinander ist schon von Vorteil.
Jasmin Kuhn: Ja genau, wichtig ist, dass man die Fähigkeiten, die Arbeitsweise und den Charakter der Kollegin kennt – beim Schriftlichen beispielsweise gibt es ja oft Raum für Interpretation. Da ist es gut, wenn man einschätzen kann, wie es die andere gemeint hat.
Jenny Fehervary: Und sonst kann man ja auch mal fragen: «Wie hast du das jetzt gemeint?»
Letzte Frage: Wie funktioniert das Tandem mit den Vorgesetzten?
Jasmin Kuhn: (Sie schauen sich an) Sehr gut – also: unserer Meinung nach (beide lachen). Das Wichtigste ist eigentlich, dass sie uns als eine Person wahrnehmen. Dass sie nicht unterscheiden müssen, «das hab ich Jenny gesagt, jetzt muss ich’s Jasmin nochmal sagen». Auch da wieder: Entscheidend ist, dass wir untereinander gut kommunizieren. Und das kriegen wir ziemlich gut hin.
Fotos: Lukas Mäder
Text: Michèle Roten
Berufsleben aktiv gestalten
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