Seit vier Generationen baut die Familie Lindauer in Schwyz Holzschlitten – mit ganz viel Herz, Hand und Seele. Jo und Viola setzen mit Leidenschaft auf Tradition, Nachhaltigkeit und Innovation. Wir haben das Vater-Tochter-Gespann getroffen und sprachen über ihre Anti-Wachstumsstrategie gepaart mit hohem Qualitätsanspruch, historischen Erfindergeist und Altersvorsorge.
Sägemehl wirbelt durch die Luft, ein Duft von frischem Eschenholz durchströmt die Werkstatt. Draussen verdeckt eine dicke Schicht Hochnebel die Mythen, drinnen läuft die Produktion auf Hochtouren: Holzbretter werden verleimt, gebogen und lackiert; Leder wird gepolstert und festgezurrt. Die Schlittenbauer Jo (72) und Viola (35) verbinden in ihrem Familienbetrieb in Schwyz Tradition mit Innovation – und schaffen so echte Schweizer Handwerkskunst.


Jo, Sie sind seit Jahrzehnten Schlittenbauer. Was macht diese Arbeit so besonders?
Jo: Es ist weit mehr als ein Beruf – es ist meine Leidenschaft. Die Werkstatt ist mein Zuhause, und jeder fertige Schlitten ist ein Stück Herzblut. Der schönste Moment? Wenn die Kundschaft ihn in Händen hält und ihre Augen strahlen. Das macht jede Anstrengung wert.
Viola, wie kam es dazu, dass Sie den Betrieb übernommen haben?
Viola: Ich bin praktisch in der Werkstatt aufgewachsen – sie war immer ein Teil meines Lebens. Als Kind habe ich dort stundenlang mit Abfallholz gebastelt. Als ich älter wurde, habe ich ein Zwischenjahr im Betrieb eingelegt und gemerkt: Das ist es! Daraufhin habe ich hier meine Lehre gemacht und bin geblieben. Heute kann ich mir keinen anderen Beruf mehr vorstellen.
Tradition trifft Spezialisierung
Bereits Violas Urgrossvater baute Schlitten – damals noch als robustes Transportmittel statt als Wintersportgerät. Aber nicht nur das: Auch Möbel und Ski gehörten zu seinem Repertoire. Erst Jo wagte den Schritt, den Betrieb vollständig auf die Schlitten- und Rodelproduktion zu fokussieren. Mit Erfolg.
Wie teilen Sie sich die Aufgaben im Betrieb?
Viola: Jo ist der kreative Tüftler, der sich vor allem auf die Entwicklung der Rodel konzentriert. Ich kümmere mich hingegen um die Schlittenproduktion und die Buchhaltung. Jeder hat so seinen eigenen Bereich, aber wir arbeiten natürlich harmonisch Hand in Hand zusammen.
Jo: Unsere Rollen ergänzen sich perfekt. Viola bringt frische Ideen ein, während ich mich auf die technische Weiterentwicklung konzentriere. Wir sind ein eingespieltes Team – und das spürt man im Ergebnis.
Wie entsteht eigentlich ein Schlitten von A bis Z?
Viola: Alles beginnt mit dem Holz. Sobald der Winter vorbei ist, starten wir mit der Produktion für die nächste Saison. Wir beziehen unser Eschenholz aus einer regionalen Sägerei im Muotathal, schneiden es zu, verleimen es und bereiten die Einzelteile vor. Im Winter setzen wir dann alles zusammen und passen sie individuell an.
Jo: Vom Rohholz bis zum fertigen Schlitten machen wir alles selbst. Wir sind gleichzeitig Schreiner, Konstrukteure, Metallbauer und Sattler. Das ist anspruchsvoll, aber genau das macht die Arbeit auch so spannend.

Schlitten vs. Rodel – wo liegt der Unterschied?
Schlitten sind starr und werden mit den Füssen im Schnee gelenkt. Sie sind ideal für Familien mit Kindern. Rodel dagegen sind flacher und wendiger und somit echte Tempomacher – ideal für Sportler und die kleine Schweizer Rodelrennszene.
«Schlitten sind das letzte Wintersportgerät, das ausschliesslich aus Holz gefertigt wird. Holz ist biegsam, langfasrig und robust – da können selbst Carbon oder Kunststoff nicht mithalten.»
Viola, Sie haben drei Kinder. Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Familie und Beruf?
Wir leben direkt über der Werkstatt – das macht vieles einfacher. Wir helfen uns gegenseitig, ob bei der Kinderbetreuung oder im Alltag. Für uns zählt die Balance: Beruf und Familie sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich.
Jo, warum denken Sie mit 72 Jahren nicht an den Ruhestand?
Die Arbeit in der Werkstatt ist meine Leidenschaft: Solange ich gesund bin, will ich weiterarbeiten – das hält mich fit und erfüllt mich. Ich kann mir nicht vorstellen, den ganzen Tag nichts zu tun. Und ausserdem ist es schön, Teil eines Teams zu sein, das mit echter Handwerkskunst etwas Sinnvolles schafft.




Wie sieht es als selbstständige Unternehmer eigentlich mit der Altersvorsorge aus?
Viola: Ohne Pensionskasse setze ich auf die Säule 3a und zahle jährlich den Maximalbetrag ein, damit ein Grundstock fürs Alter vorhanden ist. Unser Plan ist, eines Tages das Familienwohnhaus zu übernehmen – auch das sehen wir als Vorsorge.
Jo: Ich habe mich schon früh mit der Altersvorsorge auseinandergesetzt. Über viele Jahre hinweg habe ich das fast 300-jährige Familienwohnhaus restauriert und gepflegt, um seinen Wert zu erhalten. Das ist für mich auch eine Investition in meine Vorsorge.
«Wir legen Wert auf Selbstbestimmung und verzichten bewusst auf Wachstum. Unser Ziel ist es, den Betrieb überschaubar zu halten und alles selbst zu machen.»
Wie sehen Sie Ihren Familienbetrieb in 10, 20 Jahren?
Viola: Wir planen langfristig und wollen auch in 20 Jahren noch hier sein. Natürlich sind schneearme Winter eine Herausforderung, aber wir sind optimistisch – und kreativ genug, uns anzupassen.
Jo: Solange ich kann, werde ich weiterarbeiten und mein Wissen an Viola weitergeben. Mein Ziel ist es, dass der Betrieb auch in der fünften Generation fortbesteht.
Welche Philosophie treibt euch an?
Viola: Wir legen Wert auf Selbstbestimmung und verzichten bewusst auf Wachstum. Unser Ziel ist es, den Betrieb überschaubar zu halten und alles selbst zu machen – von der Holzverarbeitung bis zum fertigen Schlitten.
Jo: Das gibt uns die Freiheit, in unserem eigenen Tempo zu arbeiten und die Produktionsmengen zu regulieren. Wir sagen oft: «Es hat, solange es hat.»
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