Sarah Furrers Illustrationen sind unverkennbar – gemalt mit klaren, schwarzen Linien. Die studierte Grafikdesignerin mit Abschluss an der Fachklasse der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern hat die ersten sechs Lebensjahre im sonnigen San Diego verbracht. Nun lebt und arbeitet die junge Grafikerin in Zürich.
Wir haben Sarah Furrer bei der Erstellung der Illustrationen für die neue Swiss Life-Studie über die Schulter geschaut. Unser Treffpunkt: Ihr Atelier an der Badenerstrasse in Zürich. Sarah teilt das Atelier, das früher einmal ein Internet-Café und ein Wettbüro war, mit vier weiteren Künstlern und Grafikern. Ihr Arbeitsplatz befindet sich direkt bei einem grossen Fenster, umgeben von Pflanzen, Skizzen, Büchern, Farben und Malstiften – hier ist Sarah in ihrem Element, hier findet sie die Ruhe, um zu zeichnen.
Ihren Kopf lüftet die 36-Jährige beim Yoga, beim Bouldern und beim Wandern oder auf einem Biohof, auf dem sie einmal wöchentlich arbeitet.
Kreativ und chaotisch … trifft dieses Klischee auch auf Sie zu?
Sarah Furrer: Zum einen bin ich wohl ein chaotischer Mensch. Andererseits hat mich meine Selbständigkeit aber auch zu Struktur «gezwungen». Ich habe festgestellt, dass ich immer strukturierter wurde und noch werde, um mir mein Leben zu vereinfachen. Kurzum: Ich habe eine Tendenz zum Chaos, versuche diese aber zu minimieren.
Trägt eine Illustratorin immer einen Zeichenblock, einen Stift oder ein Tablet mit sich herum, um Ideen festzuhalten?
Sarah Furrer: Ich finde, das gehört zu meinem Beruf dazu. Die Wachsamkeit, Dinge in jenem Augenblick festzuhalten, in dem sie geschehen. Ich nehme aber auch mal die Handycam, wenn ich nicht die Musse habe, mich fünf Minuten lang hinzusetzen, um etwas zeichnerisch festzuhalten.
Klar gibt es viele Kolleginnen und Kollegen, die ein Tablet dabeihaben. Ich bin jedoch ein «analoger» Mensch.
Wollten Sie schon immer Illustratorin werden?
Sarah Furrer: Ich wollte vor allem immer zeichnen, eine Leidenschaft seit Kindheitstagen. Ich habe in der Grafik einen Weg gesehen, möglichst häufig zeichnen zu können. Erst später und während des Studiums wurde mir klar, dass es Illustration und andere Fachbereiche gibt.
Gab es einen speziellen Moment oder eine Vorprägung oder einen Menschen in Ihrem Leben, der Ihre Berufswahl angestossen hat?
Sarah Furrer: Mein Grosi war entscheidend für meinen Werdegang. Sie hat selbst Aquarellbilder gemalt und dann verkauft, besass ihr eigenes Atelier. Sie hat mir Techniken und Kniffe gezeigt und sich mit mir hingesetzt, lange bevor ein Studium zum Thema wurde.
Sarah Furrer (36) zeichnet die Illustrationen der aktuellen Swiss Life-Studie. In ihrem unverwechselbaren Stil – gemalt mit klaren, schwarzen Linien –verbindet sie Einflüsse und Inspirationen zahlreicher Reisen, Bücher, Zeitschriften und der Musik.
Sie sind 36 Jahre alt, weiblich und selbständige Unternehmerin. Haben Sie sich bereits mit Ihrer Altersvorsorge auseinandergesetzt?
Sarah Furrer: Nach zwei Jahren Selbständigkeit hatte ich diesbezüglich nichts in der Hinterhand, habe lediglich die obligatorischen SVA-Beiträge einbezahlt. Da haben in meinem Freundeskreis und auch in meiner Familie sämtliche Alarmglocken geläutet: «Denkst du nicht, du solltest dich so langsam darum kümmern?» Das habe ich dann auch getan und einen Bekannten konsultiert, der sich damit auskennt. Nun habe ich eine dritte Säule und meine Altersvorsorge ist geregelt.
Können Sie sich zum jetzigen Zeitpunkt vorstellen, dass Sie mal punktgenau mit 64 Jahren in Rente gehen?
Sarah Furrer: Auf keinen Fall. Mein Beruf ist meine Leidenschaft und ich denke kaum, dass man als Selbständige irgendwann sagt: «So … fertig jetzt», und dann den Hut an den Nagel hängt. Ich bin auch der Meinung, dass dies auch in finanzieller Hinsicht unrealistisch ist.
Auch weil unsere Generation wohl länger arbeiten wird als die bisherige, immerhin steigt ja auch die Lebenserwartung.
Wie blicken Sie in Ihre finanzielle Zukunft, was gibt Ihnen Sicherheit und Zuversicht?
Sarah Furrer: Ich lebe im und für den Moment. Ich finde es ungeheuer abstrakt, mir mein Leben mit 65 Jahren vorzustellen und wie sich dann meine finanzielle Situation gestaltet. Das ist für mich noch nicht fassbar.
Inwiefern bietet die Selbständigkeit Raum für Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit als Künstlerin und kreativer Mensch?
Sarah Furrer: Die Selbständigkeit bietet mir viel Raum, um meinen Tagesablauf so zu gestalten, wie ich es mir wünsche. Wenn ein Projekt gerade mal nicht vorwärtskommt, wie ich es gerne hätte, dann gehe ich ein paar Stunden lang raus in die Natur, bewege mich und gehe dann mit frischer Energie ans Werk. Das kannst du in einem Angestelltenverhältnis normalerweise nicht machen, dort wird dir die Struktur vorgegeben.
Gibt es etwas, wovor Sie Angst haben?
Sarah Furrer: Die Furcht, keine Ideen mehr zu haben. Wird zwar nie geschehen, aber dieser Gedanke begleitet einen schon … Zudem natürlich die Sorge, dass plötzlich keine Aufträge mehr kommen. Was, wenn man mit steigendem Alter nicht mehr mit dem Zeitgeist mithalten kann? Was, wenn mich eines der vielen jungen Talente da draussen ersetzt?
Ist es möglich, noch lange am Ball zu bleiben, immer wieder aufs Neue Energie und Inspiration aufzubringen?
Was inspiriert Sie oder wo holen Sie sich Inspiration?
Sarah Furrer: In meinem Bereich muss man wie ein Schwamm sein und alles Mögliche aufsaugen, denn dies spiegelt sich auf irgendeine Art und Weise wider. Klar gibt es auch kundenbezogene Projekte, bei denen man sich in ein Thema reinlesen und reindenken muss, und auch das kann Inspiration sein. Aber auch was man überall entdeckt – die Neugierde ist das A und O.
In ihrer neuen Studie «Was können sich Pensionierte leisten?» beleuchtet Swiss Life die finanzielle Situation von heutigen Pensionierten. Die Studie zeigt eine weitgehend positive Momentaufnahme der Leistungsfähigkeit der Schweizer Altersvorsorge.
Was gibt Ihnen das Gefühl, selbstbestimmt zu sein und selbstbestimmt zu leben?
Sarah Furrer: Ich bin ein freiheitsliebender Mensch. Die Selbständigkeit gibt mir die Möglichkeit, aufzustehen, wann ich will, Sport zu treiben, wann ich will, zu arbeiten, wann ich will … aber auch, mir auszusuchen, mit wem ich arbeiten möchte, und mir nicht sagen lassen zu müssen, mit wem ich arbeiten soll.
Ich bin ein freiheitsliebender Mensch.
Wofür geben Sie am liebsten oder am meisten Geld aus?
Sarah Furrer: Fürs Essen. Und zwar in jeder Hinsicht, ob ich es nun selber einkaufe oder ob ich auswärts essen gehe und mich auf diese Weise inspirieren lasse. Und natürlich für Bücher.
Haben Sie bereits zu Beginn Ihrer Selbständigkeit einen finanziellen Notgroschen, ein Polster auf der Seite gehabt?
Sarah Furrer: Als ich mich selbständig gemacht habe, hatte ich nichts auf der Seite. Nur indirekt: Ich wusste, dass ich an einigen Projekten arbeiten kann, die mir die ersten paar Monate finanzieren würden. Heute kann es sein, dass ich ein dickes Polster habe, aber auch, dass es sehr dünn ist. Das variiert ständig.