Catherine Cruchon-Griggs (36) wusste immer, dass sie in das Familienunternehmen einsteigen wollte. Schon als Achtjährige verbrachte sie die Herbstferien auf dem Weingut und half ihrem Vater Raoul bei der Produktion. Die Kindheit zwischen Weinfässern führte zur Winzerinnenlehre, zu Arbeitsstationen im In- und im Ausland und schliesslich zum Önologiediplom.
«Von der Familie kam nie Druck, das Weingut zu übernehmen», erinnert sich Catherine, «aber Tatsache ist, dass eines da ist. Und das sehe ich als Geschenk.»
Das Weingut Henri Cruchon liegt in Echichens – einem kleinen Dorf im Kanton Waadt mit Aussicht auf den Genfersee. Und obwohl seit Langem klar war, dass Catherine das Familienunternehmen übernehmen würde, übte sie sich in Geduld. Die jüngeren Cousins sollten die Chance haben, sich zu entscheiden, ob sie mit einsteigen wollten. Im Januar 2023 war es dann so weit: Raoul und Michel Cruchon übergaben das Weingut offiziell an die Enkelinnengeneration. Die vier neuen Besitzerinnen sind alles Frauen: Catherine, die von ihrem Vater die Arbeit in der Kellerei übernimmt. Ihre Frau Margaret, die in der Kommunikation tätig ist. Sowie Yaëlle und Laura, die sich um die Trauben und die Weinberge kümmern.
Bereits der Grossvater war offen für Neues
Der administrative Teil der Übernahme sei nicht der spassigste gewesen, «aber es sind wichtige Diskussionen, die man führen muss». Abgesehen davon, hat sich für Catherine seit der Übernahme nicht viel verändert. «Klar, die finanzielle Verantwortung tragen jetzt wir», aber ihre tägliche Arbeit in der Kellerei ist dieselbe. Und sie ist froh, arbeitet ihr Vater nach wie vor mit: «Er hat sehr viel Erfahrung und hat schon vieles gesehen. Ihn an meiner Seite zu wissen, gibt mir Sicherheit.»
Dass Raoul und Michel nicht besonders viel Mühe damit hatten, das Familienunternehmen zu überschreiben, ist auch ein Erbe des Gründers Henri. Ein offener Mann, der flache Hierarchien pflegte und seinen Söhnen bereits früh Verantwortung übergab. Wohl auch deshalb fiel es schon den Söhnen leichter, neue Wege zu gehen: Das Weingut Henri Cruchon arbeitet seit langer Zeit biodynamisch und ist Demeter-zertifiziert. Dieses Nachhaltigkeitsverständnis will auch die neue Generation weiterführen.
Was eine erfolgreiche Nachfolge ausmacht
Aber Hand aufs Herz: Ist es nicht anstrengend, mit der Familie zu arbeiten? «Ich arbeite gerne mit meiner Familie», sagt Catherine und wenn an ihrer Antwort nur ein Funken Zweifel aufgekommen wäre, dann wäre dieser spätestens nach dem Fototermin weggeblasen gewesen: Die ganze Familie ist da, es wird durcheinandergeredet, Privates und Berufliches besprochen, es wird gelacht und gescherzt.
Aus heutiger Sicht nennt Catherine zwei Schlüsselpunkte, welche die Nachfolge in ihrem Familienunternehmen erfolgreich gemacht haben. Erstens Geduld: «Es ist vergleichbar mit der Weinproduktion: Die Dinge passieren, aber sie brauchen ihre Zeit. Die ältere Generation muss eine Chance haben, sich auf die neue Situation einzustellen.» Zweitens Proaktivität: «Wenn die ältere Generation sieht, dass man die Dinge im Griff hat, wird sie auch mehr Freiraum zulassen. Niemand gibt sein Unternehmen weiter, wenn er nicht das Gefühl hat, dass es in sicheren Händen ist.»
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Das Weingut Henri Cruchon
1976 gründet Henri Cruchon – als Nachfahre von Generationen von Winzern – die Domaine Henri Cruchon. Heute kultiviert die Familie 16 Rebsorten auf biodynamische Weise. Die Weinberge liegen alle in der Region von Morges VD.
Bild: Philip Brand, Text: Gabriella Alvarez-Hummel