Zweimal pro Jahr finden die Claims Days statt. Eine beliebte Fachtagung rund um die Themen Prävention, Reintegration und Erwerbsunfähigkeit, welche Swiss Life für ihre Kunden und Mitarbeitenden schon seit über fünf Jahren organisiert.

Jung, psychisch beeinträchtigt - und jetzt?

Das Thema ist ernst und bewegt. Immer mehr junge Menschen haben Schwierigkeiten, in der Arbeitswelt langfristig Fuss zu fassen. Häufig sind psychische Beeinträchtigungen die Ursache dafür. Wie es zu dieser Entwicklung kam, diskutierten am «Claims Days»-Herbstanlass Exponenten aus Medizin, Wirtschaft und Gesellschaft.

Sie ist beliebt. Die Eventserie «Claims Days». Sie stand unter der Affiche «Jung, psychisch beeinträchtigt – und jetzt?» und lockte über 70 interne und externe Interessentinnen und Interessenten an den General-Guisan-Quai 40.

Weltweit leidet jeder siebte 10- bis 19-jährige Mensch an einer psychischen Störung. Dies macht 13 Prozent der globalen Krankheitslast dieser Altersgruppe aus. Dabei zählen Depressionen, Angstzustände und Verhaltensstörungen zu den häufigsten Krankheitsursachen bei Jugendlichen. Selbstmord ist die vierthäufigste Todesursache bei den 15- bis 19-Jährigen. Versäumt man es, sich mit den psychischen Erkrankungen der Jugendlichen auseinanderzusetzen und geeignete Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten, erstrecken sich diese Erkrankungen auf das Erwachsenenalter.

Von Stolpersteinen und Wegen, die daran vorbeiführen

Regina Knöpfel ist CEO der PK Rück. In einem mehrjährigen Mandat für Compasso ist u. a. die Studie «Jung und beeinträchtigt – ein erfolgreicher Weg in die Arbeitswelt» entstanden. Für Jugendliche mit psychischen Störungen gibt es etliche Stolpersteine auf dem Weg in die Berufswelt. Regina Knöpfel kommentiert die Ergebnisse der Compasso-Studie wie folgt: «Junge Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen kommen nur dann problemlos in den Arbeitsmarkt, wenn im begleitenden System ‹alles stimmt›», sagt sie.

«Letztlich entscheiden Grundkompetenzen, das soziale Umfeld und die Betriebskultur in weiten Teilen über den Lehrverlauf und den Lehrabbruch.» Sie empfiehlt, Misserfolge zum ressourcenorientierten Miteinander-Lernen zu nutzen. «Holen Sie unbedingt rechtzeitig fachkundige Hilfe von externen Stellen, z. B. den IV-Stellen, oder Job Coachings. Der Erfolg ist dann besonders gross, wenn gleichzeitig eine therapeutische oder fachärztliche Unterstützung beigezogen wird. Sind sind defintiv zu jung für die Rente», ergänzt Regina Knöpfel.

Portrait von Regina Knöpfel
Letztlich entscheiden die Grundkompetenzen, das soziale Umfeld und die Betriebskultur in weiten Teilen über den Lehrverlauf und den Lehrabbruch.

Künstliche versus reale Welt

Dr. med. Gregor Berger ist leitender Arzt im Notfallzentrum der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. In seinem Referat ging er der Frage auf den Grund, warum unsere Jugend immer mehr psychische Probleme hat. Schwere depressive und psychische Erkrankungen nehmen seit 2012 bei den Jugendlichen dramatisch zu. «Aktuelle Studienergebnisse machen es deutlich: Je höher das Bildungsniveau, desto zuversichtlicher blicken Jugendliche in die Zukunft», erklärt Gregor Berger. «Die Zunahme psychischer Erkrankungen hat sehr stark mit der künstlichen Welt von Social Media zu tun. Junge Menschen haben häufig nicht die Fähigkeit, die reale von der künstlichen Welt zu unterscheiden», ergänzt Berger.

Portrait von Gregor Berger
Aktuelle Studienergebnisse machen es deutlich: Je höher das Bildungsniveau, desto zuversichtlicher blicken Jugendliche in die Zukunft.

Was können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber präventiv tun?

Arbeitgebende können einerseits jungen Erwachsenen vorbeugend Unterstützung oder bei psychischen Erkrankungen verantwortungsvoll zur Seite stehen. Hier ein paar Tipps in einer Kurzübersicht von Dr. med. Gregor Berger:

Achtsam und in Kontakt

  • Risikogruppen identifizieren und unterstützen
  • Präventive Programme implementieren

Ressourcen zum gesunden Heranwachsen schaffen

  • Resilienzförderung (Bewegungs- und Sportangebote; Meditation, Yoga)
  • Peergruppenkontakte ermöglichen
  • Berufliche Perspektiven entwickeln
  • Förderung der Identitäts- und der Selbstwertentwicklung
  • Klare und transparente Regeln im Umgang mit Sucht (inkl. Mediensucht)
  • Mobbing in Schule und Ausbildung nicht tolerieren

Der Glaube an sich selbst ist der Schlüssel zum Erfolg

«durchstart.» – so heisst ein Start-up-Unternehmen aus Zürich. Es hilft jungen Menschen mit psychischer Beeinträchtigung, den Weg zurück in die Arbeitswelt zu finden. Mona Dawood und Gianmarco Marinello zeigten anhand eindrücklicher Beispiele Integrationserfolge ihrer Arbeit. «Wir betreuen die Jugendlichen sehr eng. Gemeinsam versuchen wir, Stärken und Talente zu eruieren und Eigeninitiative und Verantwortung zu fördern. Das stärkt das Selbstvertrauen der Jugendlichen», sagt Mona Dawood. «Wir begleiten seit 2018 Jugendliche mit psychischen Problemen auf dem Weg zurück in den Arbeitsmarkt. Ihr Durchschnittsalter ist 20 Jahre. Die durchschnittliche Programmdauer beträgt sechs Monate. Dieses Jahr haben wir eine Massnahmen-Zielerreichung von 80 Prozent erreicht», ergänzt Gianmarco Marinello.

Portrait von Mona Dawood
Wir fördern Stärken, Talente, Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein. Das stärkt das Selbstvertrauen der Jugendlichen.
Portrait von Andreas Hildebrand
Mit den Claims Days geben wir aktuellen Themen eine Plattform, um Herausforderungen rund um die Themen Prävention, Reintegration und Erwerbsunfähigkeit im beruflichen Alltag besser meistern zu können.

Claims Day - Sinn und Zweck

Eindrücke aus früheren Claims Days