Nati-Spieler und Captain Stephan Lichtsteiner hat ein bewegtes Jahr 2019 hinter sich. Wie er 2019 ausklingen liess und was er in Zukunft vorhat.

Sie sind 35 Jahre alt, wie sieht Ihr Leben nach der Profifussballkarriere idealerweise aus?
Es ist noch zu früh, Konkretes dazu sagen zu können. Aber ich möchte im ersten Jahr nach dem Karriere-Ende sicher Trainerdiplome erwerben und private Projekte vorantreiben, die bislang zu kurz kamen. Ich freue mich darauf, mehr Zeit für meine Familie zu haben, das wird schön. Seit ich denken kann, lebe ich für den Fussball. Ich hatte und habe ein schönes Leben und hoffe sehr, dass meine Familie und ich gesund bleiben.

Wo stehen Sie 2021?
Leider bin ich kein Hellseher (lacht). 2021 ist noch weit weg. Ich lebe lieber im Moment, so plakativ das tönen mag. Ich bin selber gespannt darauf, wie mein Leben in zwei Jahren aussieht.

Welche Personen haben Ihr bisheriges Leben besonders geprägt?
Da gibt es mehrere Menschen. Sicher meine Eltern, die mich immer sehr unterstützt haben in allem, was ich tat und immer noch tue. Mein Bruder, mit dem ich mich über das Leben generell und über Fussball austauschen kann. Natürlich auch meine Frau, dank der ich Karriere und Familie unter einen Hut bringen kann, und meine Kinder. Und ein paar richtig gute Kollegen, die immer für mich da waren bei Problemen aller Art, die mich bei Spielen besuchen kommen und mit denen ich eine coole Zeit habe.

Gibt es einen Moment in Ihrer Karriere, der Sie besonders bewegt hat?
Es ist schwierig, einen einzelnen Augenblick herauszupicken. Entscheidende Momente erlebte ich sicherlich bei Juventus, als wir während sieben Jahren grosse Erfolge feierten. Das war die schönste Zeit meiner Karriere, auch wegen der entstandenen Freundschaften.

Aus welchen Misserfolgen haben Sie viel gelernt?
Bleibende Erlebnisse waren sicherlich die drei verlorenen Finals gegen drei Top-Mannschaften: 2015 gegen Barcelona, 2017 gegen Real Madrid mit Juventus in der Champions League und 2019 mit Arsenal gegen Chelsea in der Europa League. Aus diesen Momenten lernt man am meisten. Wenn man so weit kommt, ist das per se ein grosser Erfolg. Umso schmerzhafter ist es dann, die Endspiele zu verlieren, wenn man so nahe am Ziel ist. Aber: Wir hatten uns nie etwas vorzuwerfen.

Würden Sie sich freuen, wenn Ihre Tochter oder Ihr Sohn eine Karriere im Spitzensport anstrebte?
Für meine Frau und mich steht im Vordergrund, dass die Kinder glücklich sind und gute Umgangsformen haben. Unsere Liebe für die Kinder ist bedingungslos – unabhängig von ihrem späteren Werdegang. Wir würden sie natürlich zu 100 Prozent unterstützen, wenn sie einmal eine Karriere im Spitzensport anstreben würden. 

 

FUSSBALL TEAM SCHWEIZ LICHTSTEINER

Stephan Lichtsteiner, geboren im Januar 1984 in Adligenswil (LU) ist ein Schweizer Fussballspieler und Captain der Schweizer Nationalmannschaft. Seit August 2019 steht er beim Bundesligisten FC Augsburg unter Vertrag. Seine Karriere begann Lichtsteiner beim FC Adligenswil. Nach Stationen beim Grashopper Club Zürich, OSC Lille und Lazio Rom wechselte Lichtsteiner 2011 zu Juventus Turin. Mit Juventus wurde er siebenmal in Serie Meister, bestritt 105 Länderspiele und war an fünf grossen Turnieren. Er ist verheiratet und Vater von zwei kleinen Kindern.

Wie wichtig ist Ihnen finanzielle Vorsorge?
Ich beschäftige ich mich damit. Die Vorsorge ist wichtig, damit die Familie abgesichert ist.

Sie sind gelernter Bankkaufmann – kümmern Sie sich selbst darum?
Ich kümmere mich mit Fachleuten um die Vorsorge, wir tauschen uns zu diesem Thema regelmässig aus.

Was ist Ihnen wichtig im Leben?
Primär sind das Gesundheit und Zufriedenheit für meine Familie und die Kollegen. Weiter ist mir wichtig,
bei Schwierigkeiten anderer hilfsbereit zu sein, Mitmenschen zu achten und zu respektieren. Diese Werte versuchen wir unseren Kindern zu vermitteln. Manchmal gibt man im Leben viel und bekommt wenig. Aber niemals aufzugeben, zahlt sich aus. Und: Den Moment zu geniessen und wertzuschätzen, was man an sich selber und an unserem Land hat. Wenn man selbstbestimmt das eigene Leben so leiten und leben kann,
wie man will, ist das ein Privileg. Je selbstständiger man ist, umso freier ist man. Aber man muss viel dafür tun.

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