Musiker Ritschi (43) hat sich für seinen Beruf entschieden, ohne sich dabei die Frage nach dem Geld zu stellen. Das holt er nun nach.
Über die eigenen Finanzen zu sprechen, ist vielleicht das letzte grosse Tabu unserer Gesellschaft. Wir haben Musiker Ritschi, die ehemalige Eishockey-Torhüterin Florence Schelling und die Bäuerin Anne Challandes gefragt, wie sie ihr Leben selbstbestimmt gestalten - und welche Rolle dabei Geld und Vorsorge spielen.
Eine ganz naive Frage: Wie verdient man eigentlich als Musiker sein Geld?
Auf ganz unterschiedlichen Wegen. Einerseits natürlich klassisch: Aufnehmen und verkaufen, wobei das mehr oder weniger gestorben ist, seit es Streamingplattformen gibt. Dann sind Konzerte ein weiteres Standbein, ein drittes noch Urheberrechte von der Suisa. Und je nach Bekanntheitsgrad gibt es auch noch die Möglichkeit, mit Sponsoren Deals zu machen.
Hatten Sie schon mal Existenzängste?
Ja, als mein erstes Kind auf die Welt kam. Ich glaube, das können viele nachvollziehen – plötzlich denkt man da in die Zukunft, wie man es so noch nie gemacht hat. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch gerade mein Management entlassen, die neuen Medien machten mich unsicher, und wusste generell nicht recht, wie es weitergehen sollte. Da habe ich echt «Chnörz» bekommen. Aber ich trage an einer Kette einen Anhänger, auf dem «Vertrauen» steht und den ich von meinen Freunden zum Vierzigsten bekommen habe. Dieser Talisman hat mich schon oft wieder runtergeholt.


Vertrauen ist gut, Vorsorge ist besser?
(Lacht) Ja, so könnte man es sagen. Ich brauche eine gewisse Sicherheit, arbeite sauber, gebe alle Jobs an, zahle jedes Jahr das Maximum in die dritte Säule ein. Ich konnte mit ganz viel Glück mit meiner Frau ein Haus kaufen, habe auch immer einen Plan B im Kopf, denn man weiss ja nie, was passiert. Wenn ich mich unsicher fühle, schaue ich manchmal auf meine Vorsorgekontos und das beruhigt mich extrem: Ich falle nicht ins Bodenlose.
Sie sind also total vernünftig, was Gelddinge angeht?
Nein, nein, wenn ich viel verdiene, gebe ich auch mal viel aus. Aber das kommt ja kaum mehr vor, also ist alles in Ordnung. (Lacht)


Ein paar kurze, knappe Geldfragen zum Schluss. Wofür geben Sie am liebsten Geld aus?
Für alles, was mir oder meiner Familie Freude macht.
Was bedeutet Ihnen Geld?
Früher nicht viel, seit ich Kinder habe, ist es wichtiger. Jetzt getraue ich mich auch zu sagen: Das kostet so und so viel. Auch Musiker zu sein, ist Arbeit. Und Arbeit soll bezahlt werden.
Was war Ihr erster Job?
Ich habe mit etwa 14 Jahren einen Anhänger gebastelt für mein Töffli und dann Lieferungen ausgefahren für eine chemische Reinigung. Einen Nachmittag in der Woche. Das war super. Vor allem wegen des Trinkgelds.
Wofür haben Sie das Geld ausgegeben?
Computerspiele. Das ist lustig – während meiner Schulzeit war ich voll der Gamer, jetzt interessiert mich das überhaupt nicht mehr. An alle Eltern, die sich Sorgen machen, weil ihre Kinder zu viel zocken: Es gibt Hoffnung (lacht).
Sie gewinnen eine Million Franken – was tun Sie als Erstes?
Ich würde meinen Eltern einen «Schübel» davon geben, damit sie sich etwas ermöglichen, was sie sich sonst nicht leisten würden. Und der Familie würde ich sagen: Sachen packen, wir gehen auf Weltreise.

Andreas Ritschard
Musiker
Andreas Ritschard (43) wurde mit der Band Plüsch und ihrem Hit «Heimweh» bekannt. Inzwischen ist er als Solokünstler tätig und hat vier Alben veröffentlicht. Daneben trat er in den TV-Shows «Sing meinen Song» und «The Masked Singer» auf, wo er den ersten Platz belegte. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Interlaken.
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Ritschi hat sich für eine Musiker-Karriere entschieden – wie selbstbestimmt gestalten Sie Ihr Leben?